Warum Erdbeben in Österreich jetzt häufiger vorkommen
In den sozialen Netzen machen sich die ein oder anderen Sorgen wegen der “Häufung” von Erdbeben im Wiener Becken. ZackZack hat sich bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) umgehört.
Wien, 20. April 2021 | Im Raum Neunkirchen haben sich in der Nacht auf Dienstag mehrere Erdbeben ereignet – das stärkste hatte laut ZAMG eine Magnitude von 4,4 um ein Uhr Mitternacht. Die Erschütterungen waren bis nach Wien, Hollabrunn, ins Burgenland und nach Salzburg zu spüren und rissen viele aus dem Schlaf. Daraufhin gab es einige Nachbeben, es wurden leichte Schäden gemeldet.
Wow, das war gerade das stärkste Erdbeben in Wien, das ich je erlebt habe.
— Armin Wolf (@ArminWolf) April 19, 2021
„Nichts Ungewöhnliches“
Wie der Seismologe Stefan Weginger gegenüber ZackZack erklärt, sei der Erdstoß von Montagnacht ein Folgebeben vom 30. März gewesen und ein solches kommt in dieser Intensität im langjährigen Durchschnitt in Niederösterreich etwa alle zwölf und in ganz Österreich alle drei Jahre vor. Mit dem Klimawandel habe die Häufung der Erdbeben jedoch nichts zu tun:
„In dieser Tiefe sind Zusammenhänge mit dem Klimawandel auszuschließen. Dass solche Erdbeben nun etwas häufiger vorkommen, ist nichts Ungewöhnliches. Allein heute gab es bereits um die 20 Nachbeben. Man kann jedoch nie vorhersehen, wann es zum nächsten Erdbeben kommt“,
so Weginger gegenüber ZackZack.
Österreichkarte mit Erdbebenzonen, Lokalisierung jüngstes Erdbeben / Grafik: APA
In Österreich ereignen sich ungefähr zwischen 30 – 60 Erdbeben pro Jahr, die von der Bevölkerung auch wahrgenommen werden. Hier gebe es jedoch große Schwankungen und Abweichungen – in der Geologie gehe es schließlich um Millionen Jahre.
„Ganz Europa bewegt sich Richtung Afrika zu“
Verantwortlich für die Beben ist der Umstand, dass es sich beim Wiener Becken um ein “Zerrungsbecken” handelt. Wie ein Seismologe weiter erklärt, sei der westliche Teil des Beckens stabil, während der östliche in Richtung Nordosten geschoben wird. Die Erdkruste wird dadurch gestreckt und immer dünner, wodurch sie langsam absinkt. In zehn Kilometern Tiefe kommt es dann zu Brüchen, durch die viel Spannung abgebaut wird – die Erde fängt an zu beben.
Die Absenkung beträgt gerade einmal ein paar Millimeter in 100 Jahren, dennoch haben sich in den hunderten Millionen Jahren Sedimente mit einer Höhe von 3.000 Metern im Wiener Becken eingelagert. Diese Bewegung im Wiener Becken ist übrigens in Relation zu unserem Kontinent zu sehen. Wie die APA berichtet, bewege sich ganz Europa Richtung Süden von Afrika zu. Das bestätigte auch Seismologe Weginger gegenüber ZackZack.
“Die Verschiebung ist ein ganz normaler Prozess der Erdplatten”,
erläutert Weginger gegenüber ZackZack.
Die ZAMG rechnet mit weiteren Nachbeben. Darunter könnten auch wiederholt spürbare Erschütterungen sein.
Auch auf Twitter ging das Erdbeben durch die Decke:
Offensichtlich gibt es keine Todesopfer durch das nächtliche Erdbeben. Ihr wisst hoffentlich, wem ihr das zu verdanken habt. Es hat nämlich telefoniert!☝️☝️☝️👇👇👇 pic.twitter.com/nA1IX2QivP
— Sybille Zeisel, #LautgegenRechts (@sybille_zeisel) April 20, 2021
Der Vorteil bei Twitter … man erfährt, ob man sich das Erdbeben nur eingebildet hat … 😉
— AnChVIE (@AnChVIE) April 19, 2021
Als ich heute Nacht ins Bett gestiegen bin, hat es einen richtigen Rumps gemacht. Wände haben mehrere Sekunden gewackelt. Ich hab gedacht es ist aus.
Und dann 5 Minuten später auch noch das Erdbeben.#erdbeben
— Benedikt Faast (@BFaast) April 20, 2021
https://twitter.com/EdoBerisha/status/1384286011828539396
(jz/apa)
Titelbild: APA Picturedesk