Das ist ein Unterüberschrift
Eine junge Frau, die an einem Beatmungsgerät angeschlossen ist, ringt verzweifelt um Luft. Mit dieser furchteinflößenden Szene wirbt Australiens Regierung derzeit in einem Video für die Corona-Impfung.
Sydney, 12. Juli 2021 | Ein aktueller Werbespot in Australien zeigt eine Frau auf der Intensivstation, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen ist und trotzdem keine Luft zu bekommen scheint. Sie ist in Panik, sieht sich verzweifelt nach Hilfe um. Am Ende des Videos erscheint der Schriftzug “Covid-19 kann jeden treffen”. Auch zum Testen, Daheimbleiben und zur Impfung wird aufgerufen.
WARNING: Here is the GRAPHIC Australian Government #COVID19 ad to run in Sydney. #COVID19nsw pic.twitter.com/6IXgBy7miw
— Karen Barlow (@KJBar) July 11, 2021
Die Reaktionen auf das verstörende Video fielen unterschiedlich aus. Aber vor allem hagelte es Kritik an dem Clip. Einige sahen darin eine „Angstkampagne“, die mit den Mitteln eines Horrorfilms arbeite.
Jessica Kaufman, eine australische Wissenschaftlerin, die zur Impfbereitschaft von Menschen geforscht hat, warnte gar, der Clip könnte den gegenteiligen Effekt haben, den er eigentlich auslösen sollte. Drastische Bilder wie diese schüren ihr zufolge auch die Angst vor möglichen Nebenwirkungen der Impfstoffe. Kritisiert wird auch, dass das Video eine junge Frau zeigt, um an die Impfkritiker zu appellieren. Denn für die unter 40-Jährigen ist es in Australien derzeit noch äußerst schwierig, den passenden Impfstoff zu bekommen.
Sydney kämpft mit steigenden Zahlen
Trotz eines harten Lockdowns kämpft Sydney mit einem weiteren Anstieg der Corona-Fälle. Die Gesundheitsbehörden meldeten am Montag 112 neue Infektionen in der australischen Metropole innerhalb eines Tages – ein neuer Höchstwert in dieser Infektionswelle. Das Virus hat sich trotz des seit mehr als zwei Wochen andauernden Lockdowns inzwischen in mehreren Vierteln der Fünf-Millionen-Stadt ausgebreitet.
Die Regierungschefin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian, machte die Fahrlässigkeit von Bewohnern verantwortlich, die sich trotz des Lockdowns trafen. “Wenn Sie sich selbst einem Risiko aussetzen, setzen Sie Ihre gesamte Familie – und das bedeutet die erweiterte Familie, sowie Ihre engsten Freunde und Bekannten – einem Risiko aus”, warnte Berejiklian die Bevölkerung.
Seit zwei Wochen Lockdown, Stadt abgeschottet
Seit mehr als zwei Wochen dürfen die Bewohner von Sydney ihr Haus nur noch aus triftigem Grund verlassen. Die Maßnahme wurde vorerst bis 16. Juli verlängert. Australiens größte Stadt ist wegen der Beschränkungen de facto vom Rest des Landes abgeschottet – einmal mehr.
Australien verfolgt anders als die europäischen Länder eine Strategie, die darauf abzielt, keinerlei Ansteckungen mit dem Virus mehr zu haben (“No-Covid”). Dafür machte die Regierung die Grenzen weitgehend dicht und verhängt bereits bei wenigen Ansteckungen örtlich begrenzte, aber dafür umso strengere Lockdowns.
Seit Pandemie-Beginn wurden in Down Under etwas mehr als 30.000 Infektionen und 910 Todesfälle gemeldet. Unterdessen schreitet die Impfkampagne äußerst gemächlich voran: Nur etwa zehn Prozent der Australier sind vollständig geimpft.
(mst)
Titelbild: Screenshot/Twitter