Das ist ein Unterüberschrift
Laut Medienberichten gehen Taliban-Kämpfer in afghanischen Städten von Haus zu Haus. Sie suchen nach Unterstützern der alten Regierung und westlicher Streitkräfte.
Kabul, 17. August 2021 | Die radikalislamischen Taliban versprachen wiederholt eine “Generalamnestie”, nachdem sie die Macht in Afghanistan übernommen hatten. Doch Medienberichten zufolge ist das Wort der Terroristen wenig wert. Die “Financial Times” berichtet von Misshandlungen ehemaliger Beamter durch Taliban-Kämpfer, die in ihre Häuser eindrangen. Die US-Amerikanische “Sun” erhielt Berichte, nach denen Taliban von Haus zu Haus gingen. Sie suchen gezielt nach Regierungssoldaten, Polizisten, Beamten und Journalisten. In Kandahar soll es zu öffentlichen Hinrichtungen vor tausenden Zusehern im Sportstadion gekommen sein. Darüber hinaus gibt es bestätigte Berichte über Hinrichtungen einzelner Personen, die mit Ausländern zusammengearbeitet hatten. Videos aus Kabul zeigen Verhaftungen durch Taliban-Kämpfer.
Taliban soldiers detaining people in the streets of Kabul. It gets worse by the hour. pic.twitter.com/NdROrkhWYk
— Roh Yakobi (@RohYakobi) August 17, 2021
Unterdessen versuchen einige Länder, Afghanen, mit denen sie zusammen gearbeitet haben, außer Landes zu bringen. Doch die Taliban kontrollieren die Zugänge zu den Flughäfen. Viele kommen gar nicht bis zu den rettenden Flugzeugen. Andere finden dort keinen Platz. Am Montag wurden Videoaufnahmen öffentlich, die zeigen, wie sich verzweifelte Flüchtlinge an startenden Flugzeugen festhalten und in den Tod stürzen. Es gibt zahlreiche Berichte von systematischen Vergewaltigungen und Zwangsehen mit den siegreichen Taliban-Kämpfern.
Österreich will Geflüchtete an Taliban ausliefern
Von all dem unbeeindruckt möchte die österreichische Regierung an Abschiebungen nach Afghanistan festhalten. Darüber will man auch mit den nun herrschenden Taliban verhandeln. Das teilten Innen- und Außenministerium am Sonntag dem ORF mit. Strafrechtsexperte Frank Höpfel gab gegenüber ZackZack zu bedenken, dass die geplanten Abschiebungen den Tatbestand der fahrlässigen Tötung erfüllen könnten – wenn nämlich Geflüchtete von Österreichs Behörden ihren Mördern ausgeliefert würden.
25 Österreicher befinden sich zur Zeit noch in Afghanistan. Ihr Verbleib ist unklar. Unbekannt ist auch, wie es den Menschen ergeht, die mit dem österreichischen Bundesheer in Afghanistan zusammengearbeitet hatten. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner konnte auf Journalistenfragen nach Plänen zu ihrer Rettung keine Antwort geben – offenbar existieren keine. Neben österreichischen Staatsbürgern befinden sich auch eine unbekannte Zahl an Menschen afghanischer Staatsbürgerschaft mit Aufenthaltsrecht in Österreich in Afghanistan. Der Kontakt zwischen ZackZack und einem in Österreich lebenden Afghanen mit Rot-Weiß-Rot-Card, der versuchte, seine Familie aus Kabul zu holen, riss am Montag ab.
(tw)
Titelbild: APA Picturedesk