Die Infektionszahlen sinken kontinuierlich, gleichzeitig breiten sich die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 auch in Österreich immer weiter aus. Ende Juni könnten sie dominant geworden und im Sommer für die nächste Welle verantwortlich sein.
Wien, 31. Mai 2022 | Mit 1. Juni fallen in Österreich weitgehend die Corona-Schutzmaßnahmen, gleichzeitig sind drei neue Varianten auf dem Vormarsch: BA.2.12.1, BA.4 und BA.5. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat die drei Varianten als besorgniserregend eingestuft. Die Anzahl der Infektionen mit BA.4 und BA.5 unter den Corona-Erkrankungen in Österreich haben seit Mitte April kontinuierlich zugenommen. Derzeit beträgt der Anteil der Variante unter den Erkrankungen laut AGES neun bis zehn Prozent. Gleichzeitig sind die Infektionszahlen seit Mitte März zurückgegangen, ebenso wie die Anzahl der Corona-Kranken in den Spitälern.
Virologin Monika Redlberger-Fritz erwartet sich, dass BA.4 und BA.5 sukzessive in Österreich dominant werden wird, wie sie im Gespräch mit ZackZack erklärt, ähnlich den Entwicklungen mit neuen Varianten in der Vergangenheit. Der bisherigen Verbreitung nach zu urteilen könnten BA.4 und BA.5 andere Varianten bereits in etwa einem Monat verdrängt haben.
Starke Wellen in Südafrika und Portugal
In Südafrika und Portugal sind die Omikron-Untervarianten BA.4 und BA.5 für die aktuellen Wellen verantwortlich. Monika Redlberger-Fritz vermutet, dass der langsame Anstieg der Fälle in Österreich der bis vor kurzem starken BA.2-Welle geschuldet sein könnte. In Portugal verlief die vergangene Corona-Welle hingegen kurz und leicht. Südafrika erlebte gar keine BA.2-Welle.
Klinische Unterschiede zwischen den Varianten festzustellen würde indes immer schwieriger, weil der Verlauf einer Infektion von der jeweiligen „immunologischen Ausgangslage“ einer Person abhängig sei, so Redlberger-Fritz gegenüber ZackZack. „Wenn man von Infektiosität spricht, muss man auch immer die immunologische Geschichte der Menschen im Blick haben.“
Die Erkrankungen mit BA.4 und BA.5 steigen langsam, aber kontinuierlich. Gleichzeitig sinken die Infektionszahlen seit dem Höhepunkt der BA.2-Welle Mitte März. In Österreich gehen die Infektionen allerdings seit etwa Mitte März zurück.
Gleichzeitig sind allerdings immer mehr Menschen in Österreich immer schlechter gegen Corona geschützt. Tausende Impfzertifikate von Schülern laufen aus. Und je länger die Omikron-Welle zurückliegt, desto geringer ist wiederum die Herdenimmunität durch Genesene.
Zwei mögliche Szenarien für Sommer und Herbst
Experten gehen daher derzeit von zwei möglichen Szenarien aus: Es könnte zu einer Welle am Beginn des Sommers kommen, gefolgt von einer leichteren Welle im Frühherbst. Im Herbst würde man dann von der Immunität aus der Sommerwelle profitieren. Bleibt die Sommerwelle aus, rechnen Experten dagegen mit einer stärkeren Herbstwelle.
Aktuelle Modellberechnungen gehen davon aus, dass die Ansteckungen im Juni wieder zunehmen werden. Für die kommenden Monate gibt es in Expertenkreisen derzeit zwei Szenarien: Verbreiten sich BA.4 und BA.5 weiter kontinuierlich, könnte es zu einer Welle zu Beginn des Sommers kommen gefolgt von einer leichteren Welle im Frühherbst. Im Herbst würde man dann von der Immunität aus der Sommerwelle profitieren. Bleibt die Sommerwelle aus, rechnen Experten mit einer stärkeren Herbstwelle.
Überwachungsmethoden hinken hinterher
Anfang Mai war erstmals von bestätigte BA.4- und BA.5-Infektionen die Rede. Aber bereits seit Mitte April fanden sich Spuren beider Varianten in österreichischen Abwassern. Das Abwasser-Monitoring ist neben den Virus-Sequenzierungen in Labors damit einer der wichtigsten Indikatoren für das Aufkommen neuer Varianten oder Wellen. In einer Aussendung am Dienstag gab das Gesundheitsministerium bekannt, neben dem Abwasser-Monitoring verstärkt auf ein sogenanntes Sentinel-Varianten-Überwachungssystem setzen zu wollen. Dabei werden von der AGES positive Proben aus allen Bundesländern mittels Sequenzierung analysiert.
Das Problem bei dieser Methode: Erst wenn eine Variante über vier Prozent der in den Proben befindlichen Varianten ausmacht, kann sie überhaupt festgestellt werden. Damit scheinen neue Varianten erst mit etwa zwei bis drei Wochen Verzögerung auf. Gleichzeitig plant der Bund, weniger Fall-basierte PCR-Sequenzierungen vorzunehmen. In der Aussendung heißt es, die Untervarianten BA.4 und BA.5 seien mit dieser Methode nicht mehr gut genug unterscheidbar.
Im Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker wünscht man sich, dass auch weiterhin auf Fall-basierte PCR-Sequenzierungen gesetzt wird. Damit soll die Unschärfe durch das Sentinel-System ausgeglichen werden. Allerdings ist die Finanzierung des Bundes für die PCR-Sequenzierungen mit April 2022 ausgelaufen. Bisher werde man damit vertröstet , dass die Ampelkommission sich damit auseinandersetzen werde, heißt es aus Wien.
(pma)
Titelbild: APA Picturedesk