Start Bericht Durchbruch in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen

Durchbruch in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen

16
Durchbruch in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen

Die Medizinforschung feiert einen großen Durchbruch: Zum ersten Mal konnte bei fünf Personen mit der schweren Autoimmunerkrankung Lupus die Krankheit nicht nur behandelt sondern geheilt werden.

Wien, 17. September 2022 | Jüngste Ergebnisse Forschender des Deutschen Zentrums Immuntherapie des Uniklinikums Erlangen in Deutschland zeigen große Fortschritte in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen. Diese Ergebnisse wurden diese Woche in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht. Fünf Patienten mit Lupus konnten demnach erfolgreich mithilfe von genetisch veränderten Abwehrzellen behandelt werden.

Zerstörung von fehlerhaften B-Zellen

Bei der systematischen Lupus erythematodes (SLE) erfüllt das Immunsystem nicht seine eigentliche Funktion. Fehlerhafte B-Zellen des Immunsystems werden nicht aussortiert, sondern bilden Antikörper, die die Zellkern-Bestandteile körpereigener Zellen angreifen. Das verursacht Entzündungen im gesamten Körper – von der Haut bis hin zu Organen – die in Einzelfällen lebensbedrohlich sein können.

Das Forschungsteam um Georg Schett vom Uni-Klinikum Erlangen hat zur Bekämpfung dieser Symptome den behandlungsresistenten Patienten sogenannte T-Zellen des Immunsystems entnommen – auch T-Zellen greifen in der Regel körperfremde Antigene an – und sie gentechnisch so modifiziert, dass sie jene krankheitserregenden B-Zellen zerstören. Die Therapie wurde bislang zwar nur an einer Handvoll Personen am Uni-Klinikum getestet, sie zeigt allerdings bereits vielversprechende Ergebnisse. Ihre erste Patientin erklärten die Forscher um Schett im August 2021 für geheilt.

Hoffnung auch für andere Krankheiten

„Das Besondere dabei ist, dass eine einmalige Infusion von CAR-T-Zellen das Kartenhaus aus Entzündung und Autoimmunität zum Einsturz brachte, und dass die Patientinnen und Patienten alle ihre Therapie einschließlich Kortison absetzen konnten“, so der Forscher Schett. Bei den betroffenen Patienten handelte es sich um vier Frauen und einen Mann zwischen 18 und 24 Jahren. Alle fünf Patienten müssen seit drei bis 17 Monaten keine Lupus-Medikamente mehr einnehmen. Der offensichtliche Erfolg gibt den Ärzten Anlass zur Hoffnung, auch andere Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis und Multiple Sklerose behandeln zu können.

Junge Frauen am häufigsten betroffen

Bei Lupus handelt es sich um eine bisher als nicht heilbar geltenden Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise gesundes Gewebe und Organe angreift und lebensbedrohliche Schäden an Herz, Lunge, Gehirn und Nieren verursachen kann. Von 1.000 Personen ist eine davon betroffen und dabei handelt es sich meistens um eine junge Frau.

Die Ursachen sind noch nicht genau geklärt. Forscher mutmaßen, dass Virusinfektionen, bestimmte Medikamente und Veränderungen im Körper zu der Erkrankung führen. Eine Diagnose zu stellen, gestaltet sich als schwierig, da die Symptome nicht konstant auftreten und denen anderer Krankheiten ähneln. Viele der Betroffenen haben milde Symptome und können den Alltag bewältigen. Es kann jedoch auch zu starker Erschöpfung und Gelenks- und Muskelschmerzen kommen.

(nb)

Titelbild: HANDOUT / AFP / picturedesk.com

Autor

  • Nura Wagner

    Greift der Redaktion unter die Arme so gut sie kann, sei es mit ihren E-Mail-Beantwortungsskills oder mit ihren Russisch-Kenntnissen.

16 Kommentare
Meisten Bewertungen
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
Zeige alle Kommentare