Sonntag, Juli 20, 2025

Internationale Presse zur Teilnahme Selenskyjs an G7-Gipfel

Internationale Tageszeitungen kommentieren die Teilnahme des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beim G7-Gipfel im japanischen Hiroshima und die Auswirkungen auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine am Montag wie folgt:

Wien |

“Frankfurter Allgemeine Zeitung”:

“Die Reisen des ukrainischen Präsidenten … nach Saudi-Arabien und Japan haben ganz offensichtlich nicht ins Weltbild einiger Politiker gepasst. … Leichtes Spiel hatte Selenskyj hingegen beim Treffen mit den Repräsentanten der Kerngruppe seiner UnterstĂ¼tzer. Der amerikanische Präsident Joe Biden äuĂŸerte bei dieser Gelegenheit sogar eine Botschaft, die Selenskyj “historisch” nannte. Ob die amerikanische Bereitschaft, ukrainische Piloten an Kampfflugzeugen des Typs F-16 auszubilden, diese Einschätzung verdient, muss sich erst erweisen. … Der symbolische Wert der Pilotenausbildung erschlieĂŸt sich unmittelbar. Weniger deutlich ist, welchen strategischen Wert die Lieferung solcher Flugzeuge fĂ¼r die Ukraine hätte. … Insofern könnte die “historische” Entscheidung Bidens einen höheren moralischen als militärischen Wert haben.”

“Dagbladet” (Oslo):

“Wolodymyr Selenskyj ist zu einem Helden geworden, weil er sich im Augenblick der Gefahr weigerte, Kiew zu verlassen. Jetzt ist er der reisende Superheld, der Waffen und Geld im Krieg gegen Putin einsammelt. Es ist ein diplomatischer Zweifrontenkrieg, den Selenskyj nun fĂ¼r sein Land kämpft: Die eine besteht darin, die USA und den Westen weiterhin dazu zu verpflichten, die Ukraine mit Waffen und Geld zu unterstĂ¼tzen, bis die besetzten Gebiete zurĂ¼ckerobert sind. Die andere besteht darin, groĂŸe Länder im politischen SĂ¼den wie Indien und Brasilien davon zu Ă¼berzeugen, dass sie keine andere Wahl haben, als die Ukraine zu unterstĂ¼tzen.”

“La Vanguardia” (Madrid):

“Die Diplomatie wird letztendlich von entscheidender Bedeutung sein, um einen Waffenstillstand zu erreichen. Und alle Treffen von Selenskyj dienen dazu, die Ukraine in eine vorteilhafte Position fĂ¼r zukĂ¼nftige Friedensverhandlungen zu bringen. In Sachen Diplomatie kennt sich Ă¼brigens Henry Kissinger bestens aus. Wenige Tage vor seinem 100. Geburtstag kann er sich rĂ¼hmen, der älteste Vertreter der internationalen Diplomatie zu sein. Der ehemalige US-AuĂŸenminister und umstrittene Friedensnobelpreisträger hat 1972 die Ă–ffnung der USA gegenĂ¼ber China maĂŸgeblich vorangetrieben. (…)

Entgegen der Ă¼berwältigenden Meinung im eigenen Land plädiert er fĂ¼r mehr ZurĂ¼ckhaltung gegenĂ¼ber China und fĂ¼r die Suche nach einer gemeinsamen Basis mit Peking. Unter anderem deshalb, weil dieses Land bei dem BemĂ¼hen, Russland zu stoppen, eine SchlĂ¼sselrolle spielen kann. Die groĂŸe Frage, die unbeantwortet bleiben wird, ist, ob Dr. Kissinger, der Erfinder der Realpolitik, die russische Aggression gegen die Ukraine hätte verhindern können.”

“La Repubblica” (Rom):

“Bisher konzentrierte sich Moskaus Strategie, die von Peking unterstĂ¼tzt wird, auf das Ziel, die internationale Gemeinschaft zu spalten und den “globalen SĂ¼den” gegen die liberalen Demokratien aufzuwiegeln. (…) Hiroshima zeigt jedoch, dass dieses Ergebnis in immer weitere Ferne rĂ¼ckt, je länger die Invasion andauert. In der Tat wurden die ersten Risse am G7-Tisch sichtbar, als etwa der indische Premierminister Modi zu Selenskyj sagte: “Ich verstehe Ihr Leid und das des ukrainischen Volkes voll und ganz.” (…)

Inzwischen isolieren sich diejenigen, die die Beweise fĂ¼r Putins Brutalität leugnen, zunehmend selbst. Wie etwa sein chinesischer VerbĂ¼ndeter Xi, der ausdrĂ¼cklich dafĂ¼r angegriffen wird, dass er sich weigert, seinen Einfluss geltend zu machen, um den Kreml zur Vernunft zu bringen.

Der von Selenskyj vorgeschlagene Gipfel wird noch keine Friedenskonferenz sein. (…) Es wird jedoch “der Gipfel der globalen Mehrheit”, die aufgerufen ist, den Friedensvorschlag Kiews zu unterstĂ¼tzen. Denn Hiroshima hat bewiesen, dass das Pendel des internationalen Konsenses in diese Richtung ausschlägt. Putin gewinnt nicht nur nicht auf dem Schlachtfeld, sondern verliert auch in den Köpfen und Herzen der Menschen guten Willens.”

Titelbild: LOUISE DELMOTTE / AFP / picturedesk.com

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