Bis Montag den 14. Juli wird das Inventar aus Benkos Villa Ansaldi am Gardasee versteigert. Der gefallene Investor hielt sich selbst oftmals in dem Luxusanwesen auf. Die Auktion gibt Einblicke in dessen Lebensstil.
„Begebt euch in die Hände des Villa Ansaldi Beauty Teams und lasst eure Seele baumeln“. Für nur einen Euro kann man die Wellness-Broschüre aus der ehemaligen Benko-Villa in Sirmione am Gardasee bis Montag ersteigern. Sie zeigt beispielhaft, wie Benko und dessen zahlreiche Gäste im Luxus versanken. Seine geschädigten Geldgeber kämpfen unterdessen um Milliardenforderungen.
Wellness und Edelgastronomie
Eigens für die Villa Ansaldi gestaltete Bademäntel, Handtücher, Massage-Angebote, Speisekarten und Weinkarten zeigen: Das Prachtobjekt am Gardasee, wo Benko sich zeitweise aufhielt, war wie ein privates Luxushotel ausgestattet. Bis 14. Juli kann man an einer Versteigerung des Grazer Auktionshaus Aurena teilnehmen. Zu ersteigern gibt es das gesamte Inventar der Villa mitsamt Außenbereich. Feilgeboten wird unter anderem eine große Menge an Küchenutensilien, die Rückschlüsse auf die Ausstattung der Küche zulässt. So gibt es etwa zwei große Doppelfritteusen (für aktuell 260 beziehungsweise 340 Euro zu haben), zwei Gastro-Tellerwärmer (50-80 Euro), einen Gastro-Gasherd (450 Euro), zwei Design-Servierwägen (90 oder 450 Euro), einen Gastro-Grill (320 Euro), einen Schockfroster (650 Euro), eine Vakuum-Verpackungsmaschine (480 Euro) und unzählige Teller, Gläser, Besteck und alkoholische Getränke zu ersteigern. Die Wein- und Speisekarten der Villa Ansaldi legen nahe, dass das Anwesen ein kleines privates Restaurant beherbergt haben muss.
Die begehrtesten Objekte
Wer herausfinden will, wen Benko in die Villa eingeladen hat, muss das derzeit begehrteste Objekt ersteigern: Das Gästebuch der Villa Ansaldi steht derzeit bei 12.600 Euro und lockt mit Unterschriften von Niki Lauda und Silvio Berlusconi. Auch der gewidmete Zigarren-Humidor für 2.500 Euro ist bei den Bietern hoch im Kurs.
Eltern, die ihren Kindern besonderen Heldenstatus verleihen wollen, können auch beim Kinder Ritter Etagenbett mit Hochpodest, das derzeit bei 1.200 Euro steht, mitbieten.
Das Highlight am Küchentisch sind zweifellos die zwei Bestecksets der französischen Edelmarke Alain Saint-Joanis, bei dem die Gebote bei über 2.300 Euro liegen.
Kurios gestaltet sich das Bieterverfahren bei Positionen wie „4 Dosen Tomaten“. Bereits 6 Interessierte haben dafür ein Gebot abgegeben, mittlerweile stehen sie bei 12 Euro. Wer den Zuschlag bekommt, kann sich gleich nach der Versteigerung Spaghetti kochen und sie mit dem Design-Servierwagen um 750 Euro seinen Liebsten auf vorgewärmten Tellern aus dem Gastro-Tellerwärmer für 50 Euro präsentieren.
Die Einnahmen der Versteigerung gehen an die Gläubiger von Benkos SIGNA-Imperium. Alle ersteigerten Gegenstände müssen selbst in Sirmione abgeholt werden.
Benko ließ sich Villa von SIGNA bezahlen
Laut übereinstimmenden Medienberichten und einem in News veröffentlichten Mietvertrag, befand sich die Villa im Eigentum der anonymen luxemburgischen Gesellschaft Landgraf S.A. Diese gehörte zu 100 Prozent der Schweizer Aktiengesellschaft Vorstadt Holding AG mit Sitz in Steinhausen. Die Vorstadt ist laut profil dem Stiftungsimperium der Benkos zuzurechnen.
Benko selbst dürfte für seine Aufenthalte in der Villa nichts bezahlt haben, sondern könnte sogar daran verdient haben. Denn die Miete von je 20.000 Euro pro Monat wurde von der SIGNA Holding als „Repräsentanz Italien“ übernommen und floss an die Landgraf S.A. Die luxemburgische Firma schrieb trotz Miteinnahmen aus der Villa meist kleine Verluste, unter anderem wegen negativen Wertberichtigungen um den immer selben Wert von 128.340 Euro. Im Auszug aus dem Handelsregister finden sich übrigens keine Personalkosten für das Wellness- oder Küchenteam. Laut luxemburgischem Handelsregister beschäftigte die Landgraf S.A. kein Personal.
René Benko sitzt seit Jänner in U-Haft in der Justizanstalt Wien-Josefstadt. Die WKStA ermittelt unter anderem wegen Untreue, schwerem Betrug und Gläubigerbegünstigung. Eine Anklage dürfte unmittelbar bevorstehen. Benko bestritt stets alle Vorwürfe. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Titelbild: ZackZack / Katharina Berger