Der Szenegastronom plant die Eröffnung eines neuen Restaurants in Wien. Doch gegen den Kurz-Freund laufen noch Ermittlungen wegen betrügerischer Krida. Eine Gastrolizenz hat Ho auch nicht.
Martin Ho will es noch einmal wissen. Wie der Kurier ankündigte, plant Ho die Bespielung zweier Geschäftsadressen in der Wiener Innenstadt. Neben dem In-Lokal „Schwarzes Kameel“ sollen Drinks in einem Uhrengeschäft gereicht werden. Zudem ist ein Restaurant in der Wiener City geplant.
Doch gegen Ho laufen aktuell Ermittlungen wegen betrügerischer Krida. Vergangene Ermittlungen wurden von der Staatsanwaltschaft Wien trotz belastender Aussagen und gefälschter Dokumente eingestellt.
Betrugsverdacht rund um Insolvenzserie
Das Management der DOTS-Gruppe ist in der Vergangenheit durch eine Reihe an Insolvenzen aufgefallen. Laut Vorwürfen der Arbeiterkammer bekamen Mitarbeiter mit dem Hinweis auf Zahlungsunfähigkeit keine oder nicht ausreichende Gehälter. Ihnen wurde jedoch angeboten, für eine andere Firma zu arbeiten. Die alte, insolvente Gesellschaft wurde dann aus dem DOTS-Imperium abgestoßen.
In einer dieser Firmen, der Red Snapper Butter GmbH, entdeckte der Masseverwalter Clemens Richter auffällige Geldflüsse, wie DOSSIER berichtete. Sein Verdacht: Man habe vor der Erklärung der Zahlungsunfähigkeit Vermögenswerte in andere Gesellschaften übertragen. Die Angestellten mussten auf ihre Gehälter warten. Richter hatte daraufhin eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht. Diese ermittelt seither wegen des Verdachts der betrügerischen Krida. Die Ermittlungen laufen nach wie vor, bestätigt die StA Wien auf ZackZack-Anfrage.
Zum entschiedenen Gegner hat sich Ho auch die Arbeiterkammer gemacht. Diese versuchte, die geschädigten Mitarbeiter, die kein Gehalt bekamen, zu kompensieren und erstritt für die verzweifelten Mitarbeiter rund eine Million Euro vom Insolvenzentgeltfonds. Einen Teil der Gehälter klagte die AK bei Hos Unternehmen ein und erstatte Anzeige. „Weil wir nicht akzeptieren wollen, dass die Lohnschulden hier einfach weitergereicht werden an die Allgemeinheit und an den Insolvenzfonds“, so die Arbeiterkammer.
Für Martin Ho gilt in allen Punkten die Unschuldsvermutung.
Clamoroses Verfahren eingestellt
Bereits 2022 nahm die Staatsanwaltschaft Wien Ermittlungen gegen Martin Ho nach einer Sachverhaltsdarstellung des AMS aus. Das Arbeitsmarktservice hatte den Verdacht, dass Ho während der Corona-Krise zu Unrecht Kurzarbeitshilfen vom Staat erhielt. Von gefälschten Kurzarbeitsanträgen war die Rede.
Tatsächlich ergaben Ermittlungen, dass Antragsformulare nicht von den entsprechenden Mitarbeitern unterzeichnet waren. Falsche Antragsdokumente und Aussagen von Mitarbeitern, wonach trotz Kurzarbeit Vollzeit gearbeitet wurden, reichten der Staatsanwaltschaft jedoch nicht für eine Anklage. Im Dezember 2023 stellte die StA die Ermittlungen ein. Die Erklärung der Oberstaatsanwaltschaft (OStA) Wien sorgt für Stirnrunzeln: „Es ist unbestritten, dass einige der auf den Kurzarbeitsanträgen geleisteten Unterschriften nicht von den jeweiligen Mitarbeiter:innen selbst stammen, aufgrund der vorliegenden Zeugenaussagen lag jedoch der Schluss nahe, dass diese – von nicht mehr feststellbaren Personen – aus Praktikabilitätserwägungen „in Vertretung“ geleistet und nicht zum Zweck der betrügerischen Erlangung von Kurzarbeitshilfe gefälscht wurden.“
Ho war für die OStA außerdem aus der Pflicht zu nehmen, da er gegenüber der Staatsanwaltschaft betonte, er wisse von nichts: „er selbst beschäftige sich seit fünf bis sechs Jahren ausschließlich mit strategischen und künstlerischen Themen, dem Aufstellen neuer Finanzierungen sowie dem Erkennen internationaler Trends. Er habe dem Mittelmanagement die Anweisung gegeben, sich um die Umsetzung der Kurzarbeit und aller damit verbundenen Maßnahmen zu kümmern, er selbst habe daher keine weiteren Wahrnehmungen zum konkreten Prozedere“.
ZackZack fragte beim Justizministerium nach, wie die Einstellung des Verfahrens gegen Ho zustande gekommen ist. Dort bestätigte man, dass höchste Kreise involviert waren: „Die OStA Wien berichtete dazu, das geplante Vorgehen [die Einstellung des Verfahrens] genehmigen zu wollen. Diese Berichte sind durch die Fachabteilung im BMJ geprüft worden. Auf dieser Grundlage genehmigte das BMJ nach Befassung des Weisungsrats die Einstellung des Ermittlungsverfahrens.“
Keine Gastrolizenz
Wann und wo Ho sein Restaurant in der Wiener Innenstadt eröffnen will, ist noch unbekannt. Brauchen wird er dafür aber eine Gastronomielizenz. Wie die Stadt Wien auf ZackZack-Anfrage mitteilt „verfügt [Ho] aktuell über keine Gewerbeberechtigung für das Gastgewerbe.“
Einen seiner ehemaligen Clubs, den „Hidden Club“ auf der Wiener Mariahilferstraße hatte Ho mit einer Lizenz für Drogeriefachhandel betrieben.
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