Start News Tansanias Anti-Corona-Chef gestorben – Er war Präsident Papaya

Tansanias Anti-Corona-Chef gestorben – Er war Präsident Papaya

Tansanias Anti-Corona-Chef gestorben – Er war Präsident Papaya

Er war Präsident Papaya

Er bezweifelte die Glaubwürdigkeit der Corona-Tests, machte Werbung für Beifuss-Tee gegen das Virus und strich im Herbst einen fulminanten, jedoch zweifelhaften Wahlsieg ein. Jetzt ist John Magufuli, Präsident von Tansania und der vielleicht bekannteste Corona-Gegner Afrikas, tot.

Wien/Daressalam, 18. März 2021 | John Magufuli ist tot. Nachdem der Präsident von Tansania fast drei Wochen von der Bildfläche verschwunden war, berichten nun afrikanische Medien sowie die Nachrichtenagentur „Reuters“ vom überraschenden Tod des 61-Jährigen. Er erlag in einer Klinik in Daressalam einem Herzversagen.

Kollaps blieb aus

Seit 2015 war das Staatsoberhaupt von Tansania, die Corona-Krise brachte ihm weltweite Berühmtheit ein. Denn sein Land erklärte Corona schon im Juni für beendet. Zuvor veröffentlichte man einen positiven Coronatest für eine Papaya.

Die deutsche „Welt“ nannte seine Politik „die verrückteste der Welt.“ Er bezichtigte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und „Imperialisten“ einer Corona-Verschwörung gegen Tansania. Bei Symptomen solle man Beten und lokale Kräuter inhalieren. Aus Madagaskar, wo man Corona mit Beifuss-Tee behandelt, orderte er eben diesen Tee als Heilmittel an.

Schreckliche Bilder des Kollapses, die etwa Christian Drosten im März 2020 für Afrika skizziert hatte, blieben offiziell aber auch in Tansania aus. Stattdessen wurde Tansania, vor allem die Insel Sansibar, zu einem beliebten Reiseziel.

Autoritärer Präsident

Gegen die Medien ging Magufuli schon vor Covid restriktiv vor. Er ließ Zeitungen schließen und erließ restriktive Mediengesetze. Blogger müssen Lizenzgebühren zahlen, wenn sie Texte veröffentlichen.

Die Wahl im Oktober 2020 gewann Magufuli haushoch. Er kam auf 12,5 Millionen Stimmen, sein erster Herausforderer erlangte 1,9 Millionen, die übrigen 13 Kandidaten kamen gemeinsam auf 400.000 Stimmen. Wie fair die Wahl abgelaufen ist, bleibt aber fraglich. Die USA teilte mit, dass es „glaubhafte Vorwürfe signifikanten Wahlbetrugs und von Einschüchterung” geben würde.

Magufuli polarisierte in dem ostafrikanischen Land. Von Befürwortern wurde er unter anderem wegen seines starken und kompromisslosen Führungsstils, großer Infrastruktur-Projekte und Versprechen der Korruptionsbekämpfung unterstützt. Kritiker aber verurteilten seine zunehmenden Beschränkungen von Presse- und Meinungsfreiheit sowie seinen Umgang mit der Corona-Pandemie. Die Menschenrechtsbilanz in Tansania sei unter Magufuli stetig schlechter geworden, urteilte etwa die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW).

Vize-Präsidentin übernimmt

“Dies ist ein beispielloser Moment für die Vereinigte Republik Tansania und einer, der uns alle zweifellos auf sehr persönliche Art und Weise bewegen wird”, teilte Oppositionsführer Zitto Kabwe nach dem Tod Magufulis mit. Man werde den Präsidenten für seinen Beitrag zur Entwicklung Tansanias in Erinnerung behalten.

Neue Präsidentin ist Samia Suluhu Hassan. Sie stand Magufuli als Vize-Präsidentin zur Seite. Anti-imperialistische Töne könnten unter ihr weniger werden: sie ist im Davoser Weltwirtschaftsforum (WEF) bestens vernetzt und für die Weltbank als Expertin tätig.

(ot/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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