Wen italienische Ärzte behandeln sollen und wen nicht mehr
Das italienische Institut für Anästhesie, Analgesie,Wiederbelebung und Intensivmedizin veröffentlichte ein Dokument, über das weitere Vorgehen von Ärzten mit Coronavirus-Patienten. In den überfüllten Spitälern muss entschieden werden, wen man behandelt und wen man sterben lässt.
Wien, 12. März 2020/ Vor einer Woche konnten die italienischen Spitäler aufgrund der noch nicht so zahlreichen Corona-Fälle im Land noch sämtliche Patienten betreuen. Nun sind die italienischen Spitäler teilweise überfordert, dass sie nicht mehr alle Patienten betreuen können.
Einführung der Triage
Das Dokument an die Ärzte beginnt mit der moralischen Entscheidung der Triage in Krisenzeiten. Eine Triage ist die Einteilung von Patienten je nach Schwere einer Krankheit. Demnach wird entschieden wen man aufgrund der mangelnden Ausrüstung – Beatmungsgeräte werden besonders benötigt-, beziehungsweise verfügbaren Ärzten und Pflegern behandelt und wen nicht.
Im Dokument steht ebenfalls: “Die Zuweisungskriterien müssen sicherstellen, dass diejenigen Patienten mit der höchsten Chance auf therapeutischen Erfolg weiterhin Zugang zur Intensivstation erhalten.”
Vier Empfehlungen an Ärzte wer behandelt wird und wer nicht
Weiters verweisen, in dem von Ärzten verfassten Text die Autoren auf vier Empfehlungen, wie die Entscheidung getroffen werden soll, wer behandelt werden soll und wer nicht.
Als erster Ratschlag an die behandelnden Ärzte wird empfohlen Zu- und Entlassungskriterien von Patienten zu lockern. Im Wortlaut:
„Die außerordentlichen Zulassungs- und Entlassungskriterien sind flexibel und können an die lokale Verfügbarkeit von Ressourcen angepasst werden. Diese Kriterien gelten für alle Patienten auf der Intensivstation, nicht nur für diejenigen, die mit CoVid-19 infiziert sind.”
Die Verfasser des Textes gehen aufgrund der zusätzlichen Belastung für die Spitäler, davon aus, dass die Mortalität steigen wird.
„Der vorhersehbare Anstieg der Mortalität bei klinischen Zuständen, die aufgrund der Verringerung der chirurgischen Aktivität und der Ressourcenknappheit nicht mit der aktuellen Epidemie zusammenhängen, muss berücksichtigt werden. “
Altersgrenze für Behandlungen möglich
Die dritte Empfehlung der Ärzte ist:
“Es kann notwendig werden, eine Altersgrenze für den Zugang zur Intensivstation festzulegen.”
Neben dem Alter sind Vorerkrankung ein weiterer wichtiger Faktor ob Leute behandelt werden sollen oder nicht.
“Zusätzlich zum Alter müsse das Vorhandensein von Begleiterkrankungen sorgfältig bewertet werden. Es ist denkbar, dass ein relativ kurzer Behandlungsverlauf bei gesünderen Menschen bei älteren oder gebrechlicheren Patienten länger und ressourcenintensiver sein kann.”
Das gesamte Dokument finden Sie hier (Italienisch):
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk