Chat-Spuren zu Kurz?
Laut ZackZack-Informationen wurde im Zuge der Hausdurchsuchung bei Gernot Blümel auch dessen Handy beschlagnahmt. Die Ermittlungen sind offenbar weitreichender als bislang angenommen.
Wien, 12. Februar 2021 | Rund um die Hausdurchsuchung beim amtierenden ÖVP-Finanzminister kommen immer mehr Details ans Tageslicht.
Handydaten abgesaugt
Am Donnerstagvormittag, kurz nach seinem Gespräch in der WKStA, war Gernot Blümel (ÖVP) telefonisch erst einmal nicht erreichbar. Im Zusammenhang mit der Hausdurchsuchung in seiner Wohnung in Wien-Landstraße hatten ihm die ermittelnden Beamten sein Handy abgenommen.
Während die Beamten in der Novomatic-Konzernzentrale in Gumpoldskirchen noch Daten von Zielpersonen, wie dem Ex-Finanzvorstand Peter S. sicherstellten, begannen die IT-Experten der Kriminalpolizei schon mit der Extraktion der Daten. Blümels Handy wurde „abgesaugt“, die Daten wurden gesichert. Dann erhielt der Minister sein Handy zurück.
Kurz darauf meldete Blümel sein Handy bei „Signal“ an. Der Finanzminister will jetzt – nach der Hausdurchsuchung – seine Kommunikation offensichtlich besser schützen.
Wie die Handys von ÖBAG-Chef Thomas Schmid, Ex-Finanzminister Josef Pröll (ebenfalls ÖVP) und Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner wird auch Blümels Gerät mit dem israelischen Programm „Cellebrite“ ausgewertet.
Offenbar weitreichende Ermittlungen
Dabei kann die WKStA seit Neuestem mit der Unterstützung durch das BAK, das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung, rechnen. Für Blümel ist das ein schwerer Nachteil: Bisher konnten sich Beschuldigte aus dem Umfeld der ÖVP darauf verlassen, dass die SOKO Ibiza bei der Sicherstellung und Auswertung türkiser Handys bemerkenswert erfolglos ist. Mit dem BAK, das im Gegensatz zur SOKO nicht direkt im Zugriffsbereich von Innenminister Karl Nehammer arbeitet, kann sich die WKStA jetzt auf die für Korruptionsbekämpfung zuständigen Beamten verlassen. Brisant: laut ZackZack-Informationen geht es bei den Ermittlungen offenbar nicht nur um Novomatic.
Im Innenministerium wartet man jetzt gespannt auf den ersten Extraction-Report aus dem Blümel-Handy. Eine Nummer spielt auf dem Gerät eine besondere Rolle: die Nummer von Blümels Chef, Parteiobmann und Bundeskanzler Sebastian Kurz.
(red)
Titelbild: APA Picturedesk