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Büro, Kino, Friseur: So hoch ist das Ansteckungsrisiko – Corona-Studie

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Büro, Kino, Friseur: So hoch ist das Ansteckungsrisiko – Corona-Studie

Corona-Studie

Corona-Ansteckungsgefahr: Wo ist das Risiko am höchsten, wo am geringsten? Eine neue Studie der Technischen Universität (TU) Berlin hat die Risiken, sich in geschlossenen Räumen anzustecken, untersucht. Je nach Ort variiert das Risiko stark.

Wien, 12. Februar 2021 | Büros und Schulen haben ihre Türen offen, Kulturstätten wie Kinos und Theater bleiben weiterhin zu. Wenn es nach der neuen Studie der TU Berlin geht, sollte es genau umgekehrt sein. Denn das Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken, wenn eine infizierte Person im selben Raum ist, ist in Büros und Schulen wesentlich größer als im Theater oder beim Friseur – vorausgesetzt, Hygienemaßnahmen, Abstands- und Lüftungsempfehlungen werden eingehalten.

Büro: Acht Mal so hohes Risiko wie im Supermarkt

Nimmt man an, dass sich eine infizierte Person an einem Ort aufhält, gibt es – abhängig von Faktoren wie räumlichen Gegebenheiten oder verbrachter Zeit im Raum – eine unterschiedliche Anzahl an Personen, die von der infizierten Person – theoretisch – angesteckt werden: Die TU Berlin entwickelte gemeinsam mit der Berliner Charité und dem Robert Koch-Institut ein Infektionsrisikomodell, von dem sie einen sogenannten situationsbedingten R-Wert abgeleitet hat. Dieser bedeutet die Anzahl Angesteckter bei einer gleichzeitig anwesenden infizierten Person (ein R-Wert von 1 bedeutet, dass eine infizierte Person eine weitere ansteckt).

 

Grafik: TU Berlin. Hier der Link zur Studie.

Die Studienautoren erläutern in ihrer Studie ein Beispiel:

„Eine Person im Supermarkt mit Maske hat ein Risiko mit dem Wert £ 1. Das bedeutet, dass sich in dieser Situation maximal eine weitere Person anstecken wird. Im Vergleich dazu hat das Mehrpersonenbüro mit einer 50 % reduzierten Belegung, aber ohne das Tragen einer Maske am Arbeitsplatz, einen Wert von 8. Das bedeutet, dass das Risiko in dieser Situation 8-mal höher ist als im Supermarkt. Hingegen ist ein Theaterbesuch in einer Versammlungsstätte mit 30 % Belegung und mit Tragen einer Maske auch auf dem Sitzplatz nur halb so risikoreich wie im Supermarkt.“

Friseur und Kulturstätten: Geringes Ansteckungsrisiko

Ein Aufenthalt beim Friseur ist demnach relativ unbedenklich: Beim Friseur mit Maskenpflicht liegt der situationsbedingte R-Wert laut TU Berlin bei 0,6, in einem Oberstufen-Klassenzimmer mit Maskenpflicht und 50-prozentiger Belegung steckt hingegen ein Infizierter rund drei weitere Personen an (R-Wert von 2,9). Im Theater, in der Oper oder im Museum besteht demnach das geringste Infektionsrisiko: Bei 30 Prozent Belegung und mit Maske beträgt der Wert 0,5.

Entscheidender Faktor: Aufenthaltsdauer

Der Entscheidende Faktor ist laut Studienautoren die Aufenthaltsdauer: Zwischen zwei Stunden beim Friseur und acht Stunden im Büro liegt ein großer Unterschied. Je länger man sich gemeinsam mit einer infizierten Person in einem Raum aufhält, desto größer ist die eingeatmete Dosis an Aeorosolpartikeln. In der Studie wurde darüber hinaus die „Quellstärke“ sowie die „Atemaktivität“ berücksichtigt: Quellstärke ist die Menge an Aerosolen, die eine Person durchschnittlich ausatmet. Diese ist geringer beim Sprechen als zum Beispiel beim Singen. Die Atemaktivität liegt im Fitness-Center höher, als zum Beispiel im Ruhezustand im Büro.

https://twitter.com/danielmack/status/1359970277778722818

Die Studienautoren wollten mit ihrer Studie die Risiken des Aufenthalts an verschiedenen Orten in ein Verhältnis zueinander stellen. Dabei gilt es, zu differenzieren:

„Im Supermarkt stecken sich halb so viele Personen an wie im Restaurant mit fünfzigprozentiger Belegung. Und im Großraumbüro werden achtmal mehr Personen als im Supermarkt infiziert, wenn dort keiner Maske trägt.“, so Martin Kriegel, federführender Studienautor gegenüber der „FAZ“:

„Die Eckkneipe wird anders zu beurteilen sein als das große Restaurant, ein Hinterhoftheater ohne Lüftung anders als das große Opernhaus.“

(lb)

Titelbild: Pixabay

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