Solidarität oder Spaltung?
Mit einem Vorschlag, Corona-Geimpfte mit einem gelben Armband auszustatten, hat Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser für einen Shitstorm im Internet gesorgt. Unzählige Nutzer warfen dem SPÖ-Politiker vor, so die Spaltung im Land voranzutreiben. Die Kommentare reichten von “Griff ins Klo” bis zu Judenstern-Vergleichen.
Kärnten/Wien, 17. Februar 2021 | Die “sympathische Kärntner Idee für Österreich”, befand Kaiser am Dienstagvormittag in einer Aussendung des Landespressediensts, solle “die Bereitschaft der in Österreich lebenden Bevölkerung, sich für eine Corona-Schutzimpfung zu entscheiden, weiter erhöhen”. Auf seiner Facebook-Seite kommentierten Tausende, überwiegend kam die Idee nicht gut an. “Wir brauchen die Impfung, keine Armbänder!”, meinte ein User, der dafür viel Zustimmung erntete, ein anderer: “Die Nicht-Geimpften sind dann die Bösen, oder wie? … Noch ein bisschen mehr Spaltung der Bevölkerung …”, oder wieder ein anderer: “Super Idee, am besten einen Stern!”
Impfbänder-Aktion “Mithelfen hilft” des Kärtner Landeshauptmannes Peter Kaiser. / Foto: Helge Bauer
Die vielen Kritiken hätten ihn erschüttert, so Kaiser dann in der Videobotschaft, er habe nur “unterstützen wollen, dass Menschen, die sich impfen lassen, auch als positives Beispiel gelten”, erklärte Kaiser. Er sehe aber ein, dass manche das ganz anders auffassen. “Wenn ich damit Gefühle verletzt habe, möchte ich mich dafür entschuldigen.”
“Es tut uns aufrichtig leid”
Wie der Sprecher von Peter Kaiser gegenüber ZackZack erklärt, hatte das Armband die Absicht, allen Personen, die die für eine Grundimmunisierung erforderlichen Impfungen erhalten, ein entsprechendes Armband als sichtbares Zeichen zur Motivation für andere Menschen zu schenken.
“Mit den Armbändern sollte ein Symbol für Einheit und Zusammenhalt geschaffen werden und durch das freiwillige Tragen ein Wir-Gefühl vermitteln. Es soll signalisieren: „Ich bin geimpft! Ich helfe mit, auch dich vor Corona und den bis zum Tod reichenden Folgen zu schützen.” Niemals war es Absicht auszugrenzen, sondern im Gegenteil, einzuladen”,
so der Sprecher vom Kärtner Landeshauptmann Peter Kaiser gegenüber ZackZack.
Peter Kaisers Videobotschaft auf Facebook / Video: Facebook-Seite Peter Kaiser
Das Impf-Armband solle ein ernstes Anliegen mit einem “kleinen Lächeln” transportieren, auf die Bedeutung der Corona-Schutzimpfung aufmerksam machen und zur Nachahmung anregen.
“Es tut uns aufrichtig leid, wenn mit dieser Idee Gefühle verletzt wurden, oder Menschen sich ernsthaft an die abscheulichen Verbrechen der Nazis erinnert fühlen. Derartige Vergleiche weisen wir auch mit aller Entschiedenheit zurück. Für uns ist klar, dass sich die gut gemeinte Idee damit so oder so erledigt hat”,
fügt der Sprecher abschließend hinzu.
“Gefahr von Diskriminierung und Spaltung der Gesellschaft”
Dass diese Armbänder mehr als eine fragwürdige Idee vom SPÖ-Landeshauptmann sei, finden nicht nut Nutzer auf den Sozialen Medien. In einer Aussendung hagelt es vonseiten der FPÖ an scharfer Kritik:
“Damit bewegt sich Kaiser gefährlich nahe an eine Spaltung der Gesellschaft zwischen Geimpften und Nichtgeimpften. Wenn so etwas einmal eingeführt ist, kann es dazu dienen, eine große Gruppe von Menschen zu diskriminieren bzw. auszuschließen“,
kritisiert FPÖ-Landesparteichef Gernot Darmann und verweist auf die unzähligen negative Reaktionen in den sozialen Medien.
Der Vorstoß von Peter Kaiser, für “solche Symbole der gesellschaftlichen Spaltung zu werben” ist laut Darmann verantwortungslos. Wenn es Kaiser als Privatperson positiv fände, möge er so ein Armband privat tragen, aber er solle es nicht als offizielle Haltung des Bundeslandes Kärnten verkaufen, betont Darmann. Die FPÖ wende sich strikt gegen eine solche Werbeaktion, die, einmal gestartet, zu Missbrauch einladen würde.
„Da hat Peter Kaiser zu wenig nachgedacht, welche Lawine an negativer gesellschaftlicher Dynamik er damit auslösen kann“,
befürchtet Darmann. Wichtig sei eine korrekte Information von Fachleuten über die Impfung, keine billige Werbeaktion.
(jz/mst/apa)
Titelbild: APA Picturedesk
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