Corona:
Alte Menschen haben ein deutlich höheres Risiko, an Corona zu sterben als junge. Im nationalen Impfplan stehen sie dehalb ganz oben. Doch der größte Teil der Alten ist noch nicht geimpft.
Wien, 08. März 2021 | 815.467. So viele Menschen waren in Österreich mit Sonntagabend gegen Corona geimpft – hatten also ihre erste Teildosis erhalten. Ganz oben auf der Prioritätsliste des nationalen Impfplans stehen die Alten. Für sie ist die Gefahr, an Covid-19 zu sterben, deutlich höher als für jüngere Menschen. Während der ersten Welle der Pandemie bis Ende Mai 2020 war die Todesrate unter den über 80-jährigen mehr als 1.000 Mal höher als in der Altersgruppe der unter 40-jährigen. In Deutschland forderte die Pandemie in der ersten Welle 2049 Tote unter den Menschen über 80 Jahren. Bei den unter 40-jährigen waren es 31.
Mehrheit der Alten noch ungeschützt
Folglich wurden Österreichs Alte bei der Planung der landesweiten Impfkampagne vorgereiht. Trotzdem ist die Mehrheit der alten Menschen im Land noch nicht geimpft. 45 Prozent der über 84-jährigen haben bisher eine Teilimpfung erhalten. In der Altersgruppe von 75-84 sind es bundesweit gar erst 17 Prozent.
Am Freitag hatte das nationale Impfgremium entschieden, den Impfstoff von Astrazeneca auch für Menschen ab 65 zuzulassen. Damit soll es möglich werden, nicht nur in Pfelgeheimen zu impfen, sondern auch mittels mobiler Impfteams. Der Astrazeneca-Impfstoff ist leichter zu transportieren als mRNA-Impfstoffe, die zentrale Kühlung brauchen.
Große Unterschiede nach Bundesländern
Bei der Durchimpfung der ältesten Bevölkerungsschicht gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. So ist in Niederösterreich (29,1) und Wien (31,7 Prozent) noch kein Drittel geimpft, während in Kärnten (60,2) und Vorarlberg (59,9 Prozent) bereits knapp zwei Drittel ihre erste Impfdosis erhalten haben. Die Steiermark liegt bei 58,4 Prozent, Oberösterreich bei 54 und im Burgenland ist die Hälfte der über 85-Jährigen geimpft (50,4 Prozent). In Salzburg (46,9) und Tirol (41,2 Prozent) sind es etwas weniger.
Der Sprecher des niederösterreichischen Impfkoordinators, Stefan Spielbichler, erklärt das auf APA-Anfrage damit, dass in diesem Bundesland deutlich weniger Menschen in Heimen leben und die Älteren daher schwerer erreichbar seien. Außerdem habe man in den ersten Wochen weniger Impfstoff erhalten, weil die Impfungen auf die Heime fokussiert waren. Allein am Mittwoch werde man aber 43.000 neue Impftermine freischalten. Und mit der Zulassung von AstraZeneca für über 65-Jährige könne man nun auch mobile Impfteams einrichten: “Das wird sich kontinuierlich ausgleichen.” In Wien wird der Rückstand mit dem vergleichsweise großen Spitalssektor erklärt, dessen Mitarbeiter ebenfalls geimpft werden müssen. Außerdem habe Wien auch viele “Einpendler” aus anderen Bundesländern – medizinisches Personal und Pflegekräfte – mit Impfstoff versorgt, so ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Unterschiede gibt es allerdings auch in der Organisation der Impfungen. Während Niederösterreich noch im Februar wegen des komplizierten Online-Anmeldesystems in der Kritik stand, hat Kärnten bereits im Jänner begonnen, die über 80-Jährigen zu kontaktieren. Über die Gemeinden habe man die Betroffenen aufgerufen, sich zu melden, sagt Gerd Kurath vom Landespressedienst. 28.000 der 35.000 über 80-Jährigen hätten sich für eine Impfung vormerken lassen.
Großteil der Impfungen an Frauen
Insgesamt sind in der Vorwoche 149.884 Corona-Schutzimpfungen registriert worden – um ein Viertel mehr als in der Woche davor. Fast zwei Drittel der insgesamt durchgeführten Impfungen (523.323 von 815.467) gingen bisher an Frauen – obwohl die Todesrate unter Männern im Schnitt mehr als doppelt so hoch ist wie unter Frauen.
Doch sowohl in der älteren Bevölkerung als auch unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der medizinischen und der Pflegeberufe ist der Frauenanteil hoch. Dementsprechend ist auch die Durchimpfungsrate bei den Frauen deutlich höher: Acht Prozent der Frauen in Österreich haben zumindest eine erste Dosis erhalten, bei den Männer sind es 4,8 Prozent. Im Durchschnitt wurden 6,4 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal gegen Corona geimpft.
(tw/APA)
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