Skandal-Video aus Mauthausen
Es ist ein Vergleich, der an Absurdität und Geschmacklosigkeit wohl kaum zu überbieten ist. Ein deutscher YouTuber und Rechtsaußen-Aktivist machte sich am Wochenende zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers in Mauthausen auf, um von dort in einem Video die Corona-Impfungen mit Zyklon B in Vergleich zu setzen, dem Gas, mit dem die Nazis Millionen von Menschen grausam getötet haben.
Wien, 8. März 2021 | “Wir brauchen kein neues Zyklon B, sei es als Astra Zeneca oder Biontech”, so der deutsche AfD-Aktivist. In seinem Video, dass mittlerweile für eine Empörungswelle im Netz sorgt, vergleicht er Covid-19-Impfstoffe mit dem Gift Zyklon B, das in der NS-Zeit zum Massenmord eingesetzt wurde. Er hofft nicht, “dass jemand vorhat, hier wieder Konzentrationsläger (sic!) einzurichten, auch nicht für Leute, die die Impfung verweigern oder die sich nicht testen lassen wollen”.
Der rechte YouTuber #StefanBauer war heute im KZ Mauthausen und vergleicht am Ende COVID19-Impfstoffe von #AstraZeneca und BioNTech mit Zyklon B.
WHAT?! pic.twitter.com/6tdTOmfdee
— SchwurbelWatch (@schwurbelwatch) March 7, 2021
Eine Anzeige nach dem Verbotsgesetz wurde bereits erstattet. Das LVT Oberösterreich ermittelt bereits. Man sei noch am Anfang. “Das Video samt Einträgen in den sozialen Medien ist heute sichergestellt worden”, erklärte Polizeisprecher David Furtner am Montag. Man gehe davon aus, dass es vom vergangenen Samstag stamme. Ermittelt werde nun, was der deutsche Staatsbürger in Österreich zu tun hatte und ob er auch an Demonstrationen in Wien teilgenommen habe. Social-Media-Einträge legen das nahe.
Mauthausen-Direktorin: “Lehnen Missbrauch des Ortes entschieden ab”
An der Corona-Demonstration und am Sturm auf das Gebäude einer Versicherung am Samstag in Wien waren jedenfalls AfD-Aktivisten beteiligt. Es gab drei Anzeigen und zwei Festnahmen nach dem Verbotsgesetz, hieß es in einer Presseaussendung des Innenministeriums. “Der Vergleich des Covid19-Impfstoffs mit dem Gift Zyklon B, das Millionen von Menschen den Tod gebracht hat, ist nicht nur das Verbreiten von Verschwörungstheorien, sondern widerwärtig und kriminell”, so Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). “Wir sehen hier eine Form des Geschichtsrevisionismus, die dazu beiträgt, die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren und zu verharmlosen.”
Meinungs- und Redefreiheit sei ein hohes Gut. “Meinungsfreiheit hört allerdings dort auf, wo die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost und historisch unhaltbare Vergleiche zum NS-Terrorregime gezogen werden. Diesen Missbrauch des Ortes lehnen wir entschieden ab”, erklärte Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Solche Vergleiche im Kontext der Covid-19-Maßnahmen sprächen entweder von erschreckender historischer Unkenntnis oder von bewusster verhetzender Meinungsmanipulation.
(mst/apa)
Titelbild: twitter.com/schwurbelwatch