Nach dem Aufmarsch russischer Truppen an ukrainischen Grenzen flammt der Ostukraine-Konflikt wieder verstärkt auf. Der vereinbarte Waffenstillstand existiert nur noch auf dem Papier. Beide Länder sprechen von der Möglichkeit eines neuen offenen Krieges.
Wien, 8. April 2021 | Seit Ende März wimmelt es auf russischen Social-Media-Kanälen von Videos mit Militärkonvois und Kampffahrzeugen, die sich Richtung Ukraine bewegen. In den letzten Tagen spitzte sich die Lage zwischen Russland und Ukraine zu und droht nun zu eskalieren.
Moving of S-400 missile systems was reportedly filmed in #Voronezh region, south #Russia.
Those who do not know geography, Voronezh region borders on Luhansk region of #Ukraine.
Soundtrack to the video is peculiar: “Let’s not have a war”.pic.twitter.com/7NEp9VPakt
— Alex Kokcharov (@AlexKokcharov) April 3, 2021
Der Kreml kommentierte den Aufmarsch: „Russland bewegt seine Streitkräfte innerhalb seiner Territorien nach eigenem Ermessen. Dies sollte niemanden beunruhigen. Es stellt keine Bedrohung für irgendjemanden dar. Russland ergreift die notwendigen Maßnahmen, um die Sicherheit seiner Grenzen zu gewährleisten.“ Dennoch sieht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Grund zur Sorge und erwägt den Beitritt zum Militärbündnis NATO um „den Krieg in der Region Donbass zu beenden“.
.@jensstoltenberg, we are committed to reforming our army and defense sector, but reforms alone will not stop Russia. @NATO is the only way to end the war in #Donbas. Ukraine’s MAP will be a real signal for #Russia pic.twitter.com/wdkp4LWxxD
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) April 6, 2021
Biden sagt Ukraine Unterstützung zu
Als vermeintlicher Auslöser für die Spannungen gilt eine Explosion in einem Dorf in der Region Donezk, bei der ein Kind ums Leben kam und seine Großmutter schwer verletzt wurde. Der Vorfall löste große Resonanz aus und dient russischen Agitatoren und der selbst ernannten Donezker Volksrepublik als Rechtfertigung für den propagandistischen Beginn eines „großen Kriegs“. Das berichtet die russische Nowaja Gazeta. Bei der Verbreitung der Informationen in russischen Medien soll es jedoch zu Missverständnissen und der Verwechslung von zwei Städtenamen gekommen sein, die die Meldung in einem für Russland vorteilhaften Licht dastehen lassen.
Unmittelbar nach den Unruhen kam es zum ersten Telefongespräch zwischen dem US-Präsidenten Joe Biden und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyi. Dabei versicherte Biden seine „unerschütterliche Unterstützung“ im Kampf gegen die russische Aggression im Donbass und auf der Krim. In Zukunft soll der europäische Einfluss in der Ukraine zugunsten des US-amerikanischen nachlassen, deutete der ukrainische Präsident an.
Glad to talk to @POTUS. ?? appreciates ?? support on different levels. We stand shoulder to shoulder when it comes to preservation of our democracies. My commitment to transform ??, improve transparency & achieve peace is strong. The American partnership is crucial for Ukrainians
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) April 2, 2021
Der stellvertretende ukrainische Ministerpräsident sprach sogar von der Möglichkeit der Teilnahme der USA am quadrilateralen “Normandie Format”, das bisher aus Russland, Ukraine, Deutschland und Frankreich bestand. Als Reaktion auf diese Zusammenarbeit versicherte Pressesprecher Putins Dmitri Peskow, alle notwendigen Maßnahmen für die Gewährleistung der Sicherheit Russlands im Falle der Präsenz US-amerikanischer Truppen auf ukrainischem Boden zu ergreifen.
(nb)
Titelbild: APA Picturedesk