Nach Spionagevorwürfen
Der Vorstandsvorsitzende der OMV, Rainer Seele, wird im kommenden Jahr den Chefposten bei dem börsennotierten Ölkonzern zurücklegen. Der Firmenchef steht durch “Dossier”-Recherchen schwer in der Kritik, die OMV klagte.
Wien, 26. April 2021 | Eine Option auf eine einjährige Verlängerung werde Seele nicht in Anspruch nehmen, teilte die OMV am Montag mit. Die Funktionsperiode läuft Ende Juni 2022 automatisch aus. Ein Nachfolger wurde nicht genannt.
Seele ist seit Juli 2015 Chef der OMV. Zu 31,5 Prozent gehört die OMV der Republik Österreich. Zuletzt geriet der Firmenchef immer stärker in die Kritik, nach Medienberichten über angebliche Unkorrektheiten bei der mehrheitlichen Übernahme des Chemiekonzerns Borealis sowie über die Überwachung von Umweltschützern.
“Dossier”-Aufdeckungen sorgen für Druck
So schrieb die Rechercheplattform “Dossier”, die OMV habe für die Borealis-Anteile einen zu hohen Kaufpreis bezahlt und ihren Aufsichtsrat über den Deal nicht ausreichend informiert. Die OMV hat deswegen Klage gegen die Plattform eingereicht, der geforderte Schadenersatz belaufe sich auf insgesamt 130.000 Euro.
Ebenfalls auf Basis eines “Dossier”-Berichts wurden außerdem Vorwürfe von Greenpeace und Fridays for Future laut, dass die OMV Umweltschützer in Neuseeland systematisch ausspioniert und durch Sicherheitsleute infiltriert habe. Im Zuge dessen forderten die Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sowie Vizekanzler Werner Kogler rasche Aufklärung in der Causa von der OMV, Greenpeace forderte sogar den Rücktritt des OMV-Chefs.
Greenpeace: “Längst überfällig”
Der heute angekündigte Rückzug Seeles sei für Greenpeace “ein längst überfälliger Schritt”. Nun müsse die OMV “zu einem zukunftsfähigen und transparenten Konzern umgebaut werden”, so Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit, am Montag laut einer Aussendung. Zudem müssten die Vorwürfe der Überwachung von Umweltschützern rasch aufgeklärt und die Klage gegen “Dossier” sofort zurückgezogen werden, so Egit.
Daneben machen dem Unternehmenschef auch konzerninterne Streitigkeiten rund um dem Betriebsrat zu schaffen. Mehrere Medien berichteten in den vergangenen Wochen und Monaten über harte interne Machtkämpfe zwischen Belegschaftsvertretern – insbesondere nach der Borealis-Übernahme – sowie über interne Untersuchungen von OMV-Mitarbeitern ohne vorangegangene Einbindung des Betriebsrats.
(apa/bf)
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