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Orbán zieht Schwanz ein – Causa UEFA

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Orbán zieht Schwanz ein – Causa UEFA

Causa UEFA

Nach massivem Druck wird Ungarn-Autokrat Viktor Orbán dem heutigen EM-Spiel in München fernbleiben. Auch die UEFA bekommt ihr Fett ab, nachdem sie die Beleuchtung der Allianz Arena in Regenbogenfarben untersagt hat.

 

München, 23. Juni 2021 | Der rechtskonservative Ministerpräsident Ungarns, Viktor Orbán, traut sich nicht ins Münchner Stadion zum Spiel gegen Deutschland. Der Widerstand gegen den Erzfeind der LGBTQ-Bewegung war in den vergangenen Tagen zu groß geworden.

Vor allem Deutschland und ranghohe EU-Vertreter kritisieren die Diskriminierung von Homosexuellen in Ungarn scharf. Hintergrund ist das kürzlich beschlossene Anti-LGBTQ-Gesetz Ungarns. Dieses stellt die Darstellung homosexueller Beziehungen bei Inhalten für Jugendliche unter Strafe und unterbindet damit einen zeitgemäßen Umgang mit sexueller Orientierung. In Deutschland outen sich in einer Umfrage von “statista.de” vier Prozent der Befragten als homosexuell, drei Prozent als bisexuell, und acht Prozent machen keine Angabe.

Bunte Farbe gegen Schwarz-Weiß-Denken

Viktor Orbán hatte ursprünglich vorgehabt, die Münchner Allianz Arena zu besuchen. Als Zeichen des Widerstandes gegen dessen Ablehnung von Homosexualität und Geschlechtervielfalt wollte die Münchner Stadtverwaltung daraufhin das Stadion mit den für Vielfalt stehenden Regenbogenfarben beleuchten. Das lehnte die UEFA jedoch ab. Die Begründung: Man sei als Sportverband nicht politisch. Dieses Argument gilt paradoxerweise nicht für die regenbogenfarbene Kapitänsbinde von Manuel Neuer.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bezeichnete die Entscheidung der UEFA als “Schande”, will jedoch nicht aufgeben. “Wir werden uns nicht von der Uefa abhalten lassen, ein starkes Signal nach Ungarn zu senden”, betonte Reiter. Anstelle des Stadions sollen heute Abend das Münchner Rathaus, der Olympiaturm und ein Windrad in der Nähe der Arena in Regenbogenfarben erstrahlen. Zudem werde man in der Arena selbst zehntausende Regenbogen-Fähnchen verteilen.

Orbán wurde die Stimmung in der bayrischen Hauptstadt offenbar zu bunt. Sein Büro verkündete heute Morgen, dass er das EM-Spiel in München doch nicht besuchen werde. „Politico“ zufolge trifft der ungarische Nationalist stattdessen Giorgia Meloni in Brüssel – eine Gleichgesinnte von der faschistischen italienischen Partei Fratelli d’Italia.

UEFA-Ablehnung politisch

In massive Ungnade ist nicht nur Orbán, sondern auch die UEFA gefallen. Denn die Erklärung, man wolle nicht politisch sein, wurde in den sozialen Netzwerken umgehend zum Bumerang. Zahlreiche Posts warfen dem europäischen Fußballverband, sonst stets um Slogans wie „Respect“ oder „Equal Game“ bemüht, Heuchelei vor.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk/dp

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  • DanielPilz

    Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.

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