Heikle Dokumente an Bushaltestelle vergessen
Einem Mitarbeiter des britischen Verteidigungsministeriums unterlief ein grober Schnitzer. Er vergaß geheime Dokumente mit brisanten Informationen an einer Bushaltestelle.
Wien, 28. Juni 2021 | An einer Bushaltestelle in der britischen Grafschaft Kent gab es am Sonntag einen wertvollen Fund. Ein Passant fand durchnässte Dokumente aus dem britischen Verteidigungsministerium und überreichte sie dem Nachrichtensender BBC.
Russland spottet
Es handle sich um 50 Seiten an E-Mails und Präsentationen. Inhalt dieser Dokumente war eine mögliche Reaktion Russlands auf das bewusste Eindringen in „russische Gewässer“ (Schwarzes Meer). Die Johnson-Regierung beteuerte, eine Untersuchung sei bereits eingeleitet worden.
MOD was informed last week of an incident where sensitive defence papers were recovered by a member of the public.
We take security extremely seriously and have launched an investigation. The employee reported the loss at the time. It would be inappropriate to comment further.
— Ministry of Defence Press Office (@DefenceHQPress) June 27, 2021
Russland verhöhnt das Malheur der Briten: „007-Agenten sind nicht mehr das, was sie einmal waren“, so die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf dem Nachrichtenportal Telegram. „Wozu braucht es russische Hacker, wenn es britische Bushaltestellen gibt?“, heißt es weiter.
Krim-Provokation laut BBC bewusst
In den 50 Seiten geht es unter anderem um das geplante Eindringen eines britischen Kampfschiffs in das umstrittene Gebiet rund um die Krim – und um mögliche Reaktionen. Eine Reihe von Folien zeigen zwei Routenoptionen, von denen eine als “ein sicherer und professioneller, direkter Transit von Odessa nach Batumi” beschrieben wird, einschließlich einer kurzen Strecke nahe der Südwestspitze der Krim. Laut BBC sind drei mögliche Reaktionen Russlands skizziert, von “sicher und professionell” bis “weder sicher noch professionell”.
Es wird auch eine alternative Route in Betracht gezogen, die eine Konfrontation vermieden hätte. Um nicht den Eindruck zu erwecken, Großbritannien hätte Angst und hätte den Anspruch von Moskau auf die Hoheitsgewässer der Krim akzeptiert, sei die riskante Variante gewählt worden.
Die BBC hatte die Dokumente bereits einen Tag vor dem Zwischenfall im Schwarzen Meer zugespielt bekommen. Am eigentlichen Tag befand sich zur allgemeinen Verwunderung ein BBC-Journalist an Bord des britischen Kampfschiffs. Der Dokumentenfund erklärt jetzt die Anwesenheit des Journalisten. Dieser bestätigte in einer Tonaufnahme, das Schiff der Briten habe absichtlich den Kurs Richtung Krim genommen, um „ein Zeichen zu setzen“.
Zwischenfall im Schwarzen Meer
Letzte Woche hatten Russland und Großbritannien im Schwarzen Meer für Unruhe gesorgt. Laut Angaben aus Moskau war ein britischer Zerstörer trotz Warnungen illegal in die von Russland für sich beanspruchten Gewässer eingedrungen. Großbritannien hatte aber kein Vergehen gesehen, da es die Krim als Teil der Ukraine sieht. Daraufhin hatte Russland Warnschüsse in Kursrichtung abgegeben, bis sich das britische Schiff aus dem umstrittenen Territorium bewegte. Die ohnehin schon angespannte Stimmung zwischen Russland und dem Westen wurde dadurch verschärft.
(nb)
Titelbild: APA Picturedesk