Singapurs Plan nach No-Covid:
Bisher unternimmt Singapur, ähnlich zu Australien, eine No-Covid-Strategie. Doch das soll bald vorbei sein. So will man Covid wie die Influenza behandeln.
Wien/Singapur, 28. Juni 2021 | Singapur will den Weg der Corona-Politik neu gehen. Der Handelsminister, der Gesundheitsminister und der Finanzminister des Landes stellten letzte Woche in einem Leitartikel in der „Straits Times“ klar: „Die schlechte Nachricht ist: Covid-19 wird wohl nie mehr weggehen. Die gute Nachricht ist, dass es möglich ist, mit der Krankheit unter uns normal zu leben.” Das „neue Normal“ sei, mit Covid zu leben, auch wenn das Virus immer wieder mutieren und damit überleben werde.
No-Covid-Strategie
Aktuell unterhält Singapur strikte Einreisebedingungen: Tests beim Betreten des Landes, Hotelquarantäne und Ausgangsbeschränkungen. Sehr ähnlich zu Australien und Neuseeland, die eine Null-Covid-Strategie betreiben und dadurch schon bei wenigen Fällen ganze Städte unter Lockdown stellen. Singapur ist allerdings etwas offener, sofern Reisende aus Gebieten kommen, die weniger Corona-Risiko haben. Insgesamt verzeichnete Singapur bisher nur 35 Coronatote – seit März 2020.
Doch geht es nach den drei Ministern, soll sich die Gesetzeslage bald ändern. „Jedes Jahr infizieren sich viele Menschen mit der Grippe. Die überwältigende Mehrheit übersteht die Krankheit allerdings, ohne hospitalisiert zu werden und mit wenig oder gar keiner medizinischen Unterstützung. Eine Minderheit allerdings, vor allem die Älteren und jene mit Vorerkrankungen, kann sehr krank werden und der Krankheit erliegen. Wir können Covid nicht auslöschen, aber wir können die Pandemie in etwas weniger Bedrohliches verwandeln wie Influenza oder Windpocken, und unsere Leben zurückbekommen“, schreiben die drei Minister Kung, Yong und Wong, die die Covid-Taskforce Singapurs leiten.
Corona wie Influenza überwachen
Der Schlüssel dazu sei die Impfung. Mittlerweile seien zwei Drittel der Bevölkerung zumindest einmal immunisiert. Auch seien mittlerweile einige vollimmunisierte Personen infiziert worden, allerdings habe keiner davon schwerwiegende Symptome entwickelt. Auch sei es durchaus möglich, dass immer wieder „Booster“-Impfungen notwendig werden würden.
Menschen mit Covid sollten sich zu Hause erholen, solange die Symptome mild, die meisten Kontaktpersonen allerdings geimpft seien. Der Bedarf an Kontaktnachverfolgen („Contact Tracing“) würde fallen, ebenso jener von Quarantänemaßnahmen. Zudem will man tägliche Fallzahlen nicht mehr melden. Großveranstaltungen sollten wieder aufgenommen und internationale Reisen erlaubt werden. Das ist völlig im Gegensatz zur australischen Strategie. Dort warnt der Premierminister vor dem „enormen Risiko“, das eine Öffnung der Grenzen darstellen würde.
„Anstatt die täglichen Coronazahlen zu erfassen, werden wir uns auf andere Indikatoren konzentrieren: Wie viele müssen aufgrund der Erkrankung ins Spital, wie viele auf die Intensivstation, wie viele brauchen Sauerstoff und so weiter“, schildern die Singapur-Minister ihren Plan.
Doch aktuell sei der Plan nur strategischer Natur. Es gebe aber einen „Fahrplan für den Übergang“ in die Normalität mit Corona. Abschluss: „Die Geschichte hat gezeigt, dass jede Pandemie ihren Lauf nehmen wird.“
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk