Das ist ein Unterüberschrift
Um keinen Umweg fahren zu müssen, paddelt ein Lackierer seit 30 Jahren mit dem Kanu zur Arbeit. Stau ist kein Problem, dafür gibt es tierische Herausforderungen.
Wertheim, 05. Juli 2021 | Der Wertheimer Stadtteil Mondfeld in Baden Württemberg und Stadtprozelten in Bayern sind nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Doch zwischen den Orten liegt der Main. Wer ans andere Ufer will, muss eine halbe Stunde mit dem Auto fahren – mit der Kirche ums Kreuz. Dem Lackierer Robert Grein ist das zu weit. Er bevorzugt auf seinem Arbeitsweg die Direttissima.
Seit 30 Jahren paddelt Robert Grein mit dem Kanu zur Arbeit – egal ob Regen, Wind oder Schnee. “Mit dem Boot brauche ich etwa eine Viertelstunde ans andere Ufer”, sagte der 58-Jährige.
Auf die 30 Jahre hochgerechnet habe er eigenen Angaben nach etwa 300.000 Fahrtkilometer gespart – das wäre fast siebeneinhalb Mal um den Äquator. Grein genießt die Ruhe auf dem Main, wenn er sich gegen 5.00 Uhr zur Frühschicht aufmacht. “Je nach Jahreszeit ist es noch stockdunkel, oft liegt Nebel über dem Fluss – hier und da hört man Tiere”, erzählte er.
Piratenküken
Einmal hätten Entenküken sein Kajak besetzt. “Die musste ich alle einzeln rausheben.” Über zwei Jahre sei regelmäßig ein Biber neben dem Kajak geschwommen und habe ihn begleitet. Schlechtes Wetter gibt es für Grein nicht. Nur, wenn der Main zugefroren ist, steige er aufs Auto um.
Highlights seien, wenn die Nachtigall singt oder die Sonne aufgeht und er auf die Henneburg, eine staufische Höhenburg am rechten Ufer des Mains, blickt. Am anderen Ufer angekommen, steigt Grein aufs Fahrrad und radelt die letzten Kilometer. Ins Wasser gefallen sei er bei seinem Arbeitsweg übrigens noch nie.
(dpa/APA/red)
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