Nach ZackZack-Recherchen:
Eine Investigativrecherche von ZackZack – teils in Kooperation mit der „Krone“ – deckte einen Skandal um die Unfallversicherung AUVA auf. Deren Chefs begannen daraufhin ihre eigenen Recherchen und bespitzelten hunderte Mitarbeiter.
Wien, 21. Juli 2021 | Sommer 2020: Das Haus der Wiener Kaufmannschaft am Schwarzenbergplatz – es gehört einem Wirtschaftskammerfonds – steht leer, es findet sich kein Mieter. Da beschließt der türkise Verwaltungsrat der gesetzlichen Unfallversicherung AUVA: Ihre 900 Mitarbeiter sollen aus dem Haus der AUVA auf den Schwarzenbergplatz übersiedeln. Die Versicherung soll von Eigentümerin zur Mieterin werden und dem Kammerfonds jährlich 1,8 Millionen Euro überweisen. Betriebsrat und Gesundheitsministerium protestieren – vergeblich.
ZackZack veröffentlicht eine Reihe von Recherchen zum Skandal, teilweise in Kooperation mit der “Kronen Zeitung”. Am Ende muss der Verwaltungsrat die Aktion abblasen, die AUVA zieht nicht auf den Schwarzenbergplatz.
Mails aller Mitarbeiter insgeheim durchsucht
Daraufhin beginnt offenbar in der AUVA eine Maulwurfsjagd. Durch die Überwachung von hunderten Mitarbeitern versucht die Generaldirektion herauszufinden, woher ZackZack seine Informationen hatte. Offenbar werden die E-Mails sämtlicher Mitarbeiter nach Hinweisen durchsucht. Betroffen sind auch die Mailaccounts von Arbeitsmedizinern und Betriebsräten.
Am 19. Februar 2021 beauftragt Generaldirektor Alexander Bernart über die Abteilung für Corporate Governance die IT mit der Überwachungsaktion. Der Auftrag erfolgt ausdrücklich ohne Ticket, wird also nicht offiziell erfasst und soll rasch durchgeführt werden. Außerdem wird die IT angewiesen, die Aktion geheim zu halten. Die Mails der AUVA-Mitarbeiter werden daraufhin ohne deren Wissen nach verschiedenen Formulierungen aus ZackZack-Artikeln durchsucht. Dabei lässt die Generaldirektion auch Mails durchsuchen, die erst nach Erscheinen der ZackZack-Recherchen versendet wurden.
Dokument verschwand in Generaldirektion
Generaldirektor Bernart war laut Informationen, die ZackZack vorliegen, jederzeit über den Fortschritt der Suchaktion informiert. Pikant: Ausgerechnet in der Generaldirektion verschwand ein Exemplar eines Geheimdokuments, nach dem der Generaldirektor in den Mails seiner Mitarbeiter suchen ließ. Das Büro von Generaldirektor Bernart konnte gegenüber ZackZack nicht zu den Vorgängen Stellung nehmen. Betriebsratsvorsitzender Erik Lenz möchte zunächst die AUVA-Mitarbeiter informieren, ehe er sich öffentlich äußert.
(tw)
Titelbild: APA Picturedesk