Deutschland beginnt Kinderimpfung
Ab Herbst kommen in Deutschland und Österreich die „Booster“-Impfungen. Die deutsche Politik setzte sich indes über die wissenschaftliche Kommission hinweg und geht Kinderimpfungen an.
Wien, 03. August 2021 | In Israel wird seit August Personen über 60 Jahren eine dritte Pfizer-Impfung verabreicht. Auch Österreich und Deutschland planen die „Booster“ ab Herbst einzusetzen. Eine Zulassung in Europa oder der USA hat die dritte Impfung noch nicht.
Booster ab Herbst
Dennoch plant das Gesundheitsministerium damit, und zwar „rund neun Monate nach der zweiten Impfung“. Das deckt sich exakt mit der „Öffnungsverordnung“ vom Mai. Darin ist geregelt, dass der „Grüne Pass“ für Geimpfte 9 Monate nach der zweiten Impfung gültig ist, danach verfällt das Impfzertifikat, wenn es zu keiner Erneuerung kommt. „Daher wird im Herbst mit Booster-Impfungen begonnen“, sagte das Gesundheitsministerium gegenüber „Wien heute“. Priorisiert seien dann „Risikogruppen“, die zu Beginn des Jahres ihre erste Impfung erhalten haben.
Wirklich klar dürfte die Sache aber nicht sein. Einerseits beobachte das „Nationale Impfgremium“ (NIG) die Entwicklung und werde dann Empfehlungen aussprechen, „ob wirklich für alle Personen“ eine dritte Impfung notwendig sein wird, wie es aus dem Gesundheitsministerium heißt.
Andererseits könne auch jetzt schon eine dritte Spritze verabreicht werden, wenn die ersten beiden „keine neutralisierenden Antikörper nachweisbar“ sind. Dafür brauche es einen Abstand von vier Wochen zur zweiten Impfung. Jedoch bittet der Staat nicht zu kontrollierten Antikörpertests von Geimpften, diese müssen auf Eigeninitiative unternommen werden. Ein Problem hinsichtlich der Datenlage.
Deutsche Politik gegen Impfkommission
Deutschland geht denselben Weg. Die Gesundheitsminister von Bund und Länder haben am Montag beschlossen, dass ab September eine dritte Impfung zugänglich sein wird. Zusätzlich sollen Astra- oder Johnson & Johnson-Geimpfte ein mRNA-„Angebot“ bekommen. Eine konkrete Begründung fehlt hierfür. Die „Booster“ seien laut Minister frühestens 6 Monate nach den ersten Impfungen möglich. Das Robert-Koch-Institut (RKI) kann aktuell aber sagen, ob eine dritte Impfung überhaupt nötig wäre.
In einer anderen Frage setzte sich die deutsche Politik über die Wissenschaft hinweg. Anders als in Österreich gab die „Ständige Impfkommission“ (STIKO) bisher keine generelle Empfehlung für eine Impfung von Kindern ab 12 Jahre ab. Auch die britische Impfkommission empfiehlt dies nicht. Trotzdem machte die Politik nun einen Schritt: Man werde Kindern ab 12 Jahre eine Impfung „anbieten“.
SPD-Corona-Star Karl Lauterbach zeigte sich äußerst zufrieden: „Beide Beschlüsse sind richtig und sehr wertvoll. Die Impfung der Kinder schützt den Lernerfolg des Schuljahres. Die Drittimpfung der Älteren schützt diese vor Impfgegnern. Ein guter Tag gegen die Delta Variante.“ Er setzte die STIKO zuletzt immer mehr unter Druck und nannte deren Standpunkt „nicht nachvollziehbar“.
(ot)
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