Corona-Demonstranten
Kommen 20 Prozent der Corona-Demonstranten von den Grünen? Das behauptet eine Studie der Universität Wien und der Sigmund-Freud-Universität. Wie gesichert die Daten sind, ist aber zu hinterfragen.
Wien, 05. August 2021 | Wer sind die Menschen, die gegen die Corona-Maßnahmen protestieren? Eine neue Studie einer Forschungsgruppe aus Wissenschaftlern der Universität Wien sowie der Sigmund-Freud-Universität kommt zu einem uneinheitlichen Bild. Andere Wissenschaftler stellen dir Ergebnis aber in Zweifel.
Laut Umfrage Drei Lager
Der methodische Ansatz der Forschung bestand sowohl aus Fragebögen sowie aus noch laufenden Interviews und Protestbeobachtungen. Der Fragebogen wurde in verschiedenen Kanälen Telegram verteilt, wo sich eine Vielzahl an Maßnahmengegnern sammelt und organisiert. Am Mittwoch wurde ein erster Bericht dazu vorgelegt.
Die Mehrheit käme demnach von der FPÖ. 30,2 Prozent der Befragten gaben an, bei der Wahl 2019 die Freiheitlichen gewählt zu haben. Allerdings hätten auch mehr als 20 Prozent ÖVP und die Grünen gewählt. Mittlerweile würden aber mehr als die Hälfte der Protestler die FPÖ wählen, die als einzige Parlamentspartei Fundamentalopposition gegen die Maßnahmen betreibt. Die politische Orientierung der restlichen 30 Prozent geht nicht aus den vorläufigen Ergebnissen hervor.
Ergebnis umstritten
Eine repräsentative Auswahl unter der Bevölkerung zu erreichen sei jedoch äußerst schwierig, weshalb die Forscher selbst schreiben, dass die Ergebnisse „in mehrerlei Hinsicht verzerrt sein könnte“. Etwa seien Kontroll-Befragungen via Telegram nicht möglich, man gehe ebenfalls davon aus, dass ein gewisser Teil der Befragten Umfragen der universitären Forschung nicht vertraut. „Die Protestteilnehmer könnten (bewusst oder unbewusst) versucht haben, negativ wahrgenommene Fremdzuschreibungen zu widerlegen und ein positiveres Bild der Bewegung zu zeichnen.“ Auch von einzelnen Wissenschaftler der Uni Wien kam Kritik. Die Umfrage könne keine repräsentativen Ergebnisse liefern.
Glaubt man der Umfrage, ist die Protestbewegung scheint mehrheitlich sein. 64 Prozent der Frauen seien Frauen. Außerdem sollen viele Freiberufler unter den Protestierenden sein, Studierende und Arbeitslose machen einen geringen Anteil aus. 60 Prozent ordnen sich der Mittelschicht zu. 48 Jahre ist das Durchschnittsalter.
Corona-Bewertung einheitlich
Fast einheitlich betrachtet man die Corona-Maßnahmen der Regierung: 93 Prozent verstehen die Maßnahmen willkürlich, eben so viele glauben, dass sie unwirksam sind. Noch mehr, nämlich 96 Prozent, meinen, dass die Regierung unötig Angst schüre. Für 78 Prozent ist Coronavirus nicht gefährlicher als die klassische Influenza und über 90 Prozent halten die ökonomischen und psychischen Folgen für schwerwiegender als die Gesundheitlichen.
Unter der Protestbewegung steckt ein starker Glauben an das eigene Immunsystem: 67 Prozent meinen, dass die natürlichen Selbstheilungskräfte gegen Corona ausreichen. 84 Prozent meinen auch, dass die Regierung die Wahrheit verschweige, 97 Prozent finden, dass die Regierung die Bevölkerung bevormunde.
20 Prozent fühlen sich „wegen der vielen Muslime“, 16 Prozent weißen expliziten Antisemitismus auf. Sie glauben, dass der jüdische Einfluss auf die Politik zu groß sein. 24 Prozent teilweise dieser Ansicht. Mehr als 85 Prozent der Befragten sprechen sich allerdings für die Demokratie aus, wobei 80 Prozent mit der österreichischen Demokratie unzufrieden sind.
Zu drei Viertel wird die Impfung abgelehnt, man protestiert, um die eigenen Ansichten auf die Straße zu bringen, zu sensibilisieren und Politiker unter Druck zu setzen.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk