Das ist ein Unterüberschrift
Die EU will bis 2030 die Emissionen um 55 Prozent senken. Österreichs Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger schießt quer: Sie verlangt Änderungen.
Brüssle/Wien, 24. August 2021 | Die EU hat sich viel vorgenommen: Bis 2030 will die Union den Ausstoß von Treibhausgasen um 55 Prozent senken (gegenüber dem Stand von 1990). Weitere 20 Jahre später soll die EU klimaneutral sein. Es ist das Großprojekt der Europäischen Kommission. Teil des Green Deal ist die sogenannte “Farm to Fork”-Strategie, mit der die europäische Landwirtschaft umweltfreundlicher gemacht werden soll. Doch Österreichs Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger – sie kommt aus dem ÖVP-Bauernbund – steht auf der Bremse. Köstinger befüchtet Nachteile für Bauern.
Weniger Produktion, höhere Preise
Geht es nach der Europäischen Kommission, soll sich die Landwirtschaft in Österreich bis 2030 stark verändern: Die europäischen Bauern sollen dann nur noch halb so viele chemische Pestizide und Antibiotika einsetzen. Ein Viertel der landwirtschaftliche genutzten Fläche soll biologisch bewirtschaftet werden. Heute sind es nur rund 7 Prozent. Österreich ist in Sachen Biolandwirtschaft Vorreiter und hat die 25 Prozent-Quote bereits erreicht. Die EU-weite Umsetzung des Green Deal würde laut Wissenschaftsdienst der Union zu einem Produktionsrückgang führen: Bis zu 15 Prozent weniger Getreide und Fleisch sowie 10 bei Milch könnten die Folge sein. Außerdem würden die Preise für landwirtschaftliche Produkte steigen.
Köstinger befürchtet Bauersterben
Für den Präsidenten der österreichischen Landwirtschaftskammer, Josef Moosbrugger, wäre das “nicht nur ein Schuss ins eigene Knie, sondern gleich in beide.” Moosbrugger befürchtet Wettbewerbsnachteile für österreichische Bauern. Der Vorarlberger ÖVP-Politiker kündigt ein “Fiasko” an und erhält Schützenhilfe von Landwirtschaftsministerin Köstinger. Der Green Deal würde zu einem “Bauernsterben” führen, sagt Köstinger und fordert eine Überarbeitung. Mosbrugger und Köstinger warnen vor steigenden Importen von landwirtschaftlichen Produkten in die EU. Tatsächlich führt die EU jedoch deutlich mehr Agrarprodukte aus als ein.
Biobauern: Green Deal geht nicht weit genug
Dem Netzwerk der österreichischen Biobauern, Bio Austria, gehen die Maßnahmen der EU-Kommission hingegen nicht weit genug. Anlässlich des Agrarministerrats vom Juni zeigte sich Gertraud Grabmann, Biobäuerin und Obfrau von BIO Austria von den Verhandlungsergebnissen enttäuscht. Eine “konsequente Umsetzung der Ziele des Green Deal im Agrarbereich” ist für Grabmann “nicht ersichtlich”. Obwohl der Bioanteil in Österreichs Landwirtschaft hoch ist, werde von der heimischen Politik zu wenig für die Biobauern getan.
(tw)
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