Start Report Wasserschwein-Invasion spaltet Argentinien

Wasserschwein-Invasion spaltet Argentinien

9
Wasserschwein-Invasion spaltet Argentinien

In einem exklusiven Wohnviertel nördlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires sind Hunderte Wasserschweine eingefallen. Ein “Rachefeldzug der Natur” meint die Sicherheitsministerin.

Tigre, 24. August 2021 | Die großen Nager zerstören Gärten, verursachen Verkehrsunfälle und sollen schon Hunde gebissen haben. Das geschlossene Wohnviertel Nordelta liegt in den Feuchtgebieten des Paraná-Flusses und damit im natürlichen Lebensraum der Carpinchos, wie die Tiere in Argentinien genannt werden.

Das Wasserschwein ist das größte heute noch lebende Nagetier und wird bis zu 1,30 Meter lang und 60 Kilogramm schwer. In der tief gespaltenen argentinischen Gesellschaft sind die Wasserschweine aus dem Nordelta nun zum Politikum geworden. Der Linken ist die abgeschottete Wohnanlage ohnehin ein Dorn im Auge, in der Invasion der Tiere sehen sie einen Rachefeldzug der Natur gegen die begüterten Eindringlinge. “Das ist die Quittung”, sagte Sicherheitsministerin Sabina Frederic zuletzt im Radio. Der populäre soziale Aktivist Juan Grabois schrieb auf Twitter: “An der Seite der Carpinchos – immer bis zum Sieg.”

Population explodiert

Nach Angaben der Anrainer ist die Population der Wasserschweine zuletzt explodiert. Da sie auf den öffentlichen Grünflächen des von Seen und Kanälen durchzogen Wohnviertels nicht mehr genug Nahrung finden, würden sie nun auch in die Gärten eindringen. “Ich finde die Wasserschweine toll, als ich das erste Mal eines gesehen habe, war ich sehr froh”, sagte Gustavo Iglesias der Zeitung “La Nación”. “Das Problem ist, dass sie sich unkontrolliert vermehren, weil sie hier keine natürlichen Feinde haben.”

Das Umweltamt der Provinz Buenos Aires schätzt die Lage in Nordelta als ernst ein und hat den Nachbarschaftsrat aufgefordert, einen Aktionsplan vorzulegen. “Wir wollen die Wasserschweine nicht ausrotten, aber wieder ein Gleichgewicht herstellen, in dem niemand um seine Sicherheit fürchten muss”, heißt es in einer Stellungnahme der Anrainer.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

9 Kommentare
Meisten Bewertungen
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
Zeige alle Kommentare