Biontech-Studie:
20.969 Personen starben in Österreich im Jahr 2020 an Krebs. Biontech-Forscher sollen nun mittels mRNA-Molekülen ein Mittel gefunden haben, das bei Mäusen das Tumorwachstum stoppte und sogar zurückbildete.
Wien, 14. September 2021 | Fast ein Viertel aller Todesfälle ist in Österreich auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Forscher des Mainzer Unternehmens Biontech, darunter auch Ugur Sahin, bekannt durch die Herstellung des ersten zugelassenen mRNA (messenger ribonucleic acid)-Impfstoffes gegen das Coronavirus, sollen nun einen Weg gefunden haben, das Tumorwachstum bei Mäusen zu stoppen, beziehungswiese sogar zurückzubilden soll.
Mittels einer mRNA-basierten Immuntherapie wurde Mäusen eine Spritze direkt in die Tumore gespritzt, dort wurden dann krebsbekämpfende Immunstoffe hergestellt. Im Fachmagazin „Science Translational Medicine“ fassten die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse der Studie zusammen.
Bei 17 von 20 Mäusen ging Krebs zurück
Bei 17 von 20 behandelten Mäusen wurde das Krebstumorwachstum nicht nur gestoppt, die Tumore bildeten sich sogar vollständig zurück. Nebenwirkungen beobachteten die Forscher nicht, die Überlebenszeit der Tiere stieg.
Die Forschenden testeten ein mRNA-Gemisch an den Mäusen. MRNA ist ein kleines Molekül, das für den Körper als “Bauanleitung” dienen soll. Das Gemisch soll bei der Herstellung von vier verschiedenen Zytokinen (Botenstoffe, die bei einer Reaktion des Immunsystems gebildet werden) helfen. Diese kleinen Eiweiße spielen bei der Krebsbehandlung bereits jetzt eine Rolle, allerdings baut der Körper sie rasch ab.
Um eine Wirkung zu zeigen, müssen sie häufig verabreicht werden, was das Risiko von Nebenwirkungen erhöht. Um diese Schwierigkeiten zu umgehen, nutzen die Forscher nun mRNA als Bauanleitung für die Zytokine. Diese injizierten sie in einer Salzlösung unmittelbar in Tumore des Darms und der Haut von Mäusen. Dort wurden mit Hilfe der mRNA-Moleküle die Botenstoffe hergestellt.
Noch einige Hürden bis zum Menschen
Die mRNA-Therapie soll nun auch in einer klinischen Studie auf ihre Wirksamkeit beim Menschen getestet werden.
Der Onkologe und Immuntherapiespezialist Niels Halama vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, der nicht an der Studie beteiligt war, bremste gegenüber n-tv.de noch mit den Erwartungen für ein Allheilmittel für den Menschen: „Der Weg zur Anwendung im Menschen hat noch einige Hürden, der Ansatz muss im Menschen natürlich auch genauso funktionieren wie im Tier. Das ist bei den Unterschieden im Immunsystem zwischen Maus und Mensch nicht garantiert und die Autoren weisen in ihrer Arbeit auch darauf hin, dass es da noch Probleme geben kann.“
(bf/dpa)
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