Zwei weitere Frauen wurden am Montag in Wien ermordert. Es ist der 20. und 21. Frauenmord in Österreich in diesem Jahr. Der Tatverdächtige wird am Dienstag einvernommen.
Wien, 14. September 2021 | Zwei weitere Frauenmorde schockieren Österreich. Laut Polizei wurde die Exekutive am Montagnachmittag zu einer Streitschlichtung gerufen, wo sie den Tatverdächtigen trafen, der angab, zwei Frauen in einer Wohnung umgebracht zu haben. Die Beamten fanden gegen 16.00 Uhr die beiden Opfer (35 und 37 Jahre) blutüberströmt am Boden liegen. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.
Offenbar Ex-Frau und neue Freundin ermordet
Die Opfer, die so wie der Tatverdächtige somalische Staatsbürgerinnen waren, sollen erstochen worden sein. Die Tatwaffe, ein Messer, wurde sichergestellt. Laut Ermittlerkreisen soll bei dem 28-Jährigen eine massive Alkoholisierung (2,2 Promille) vorgelegen haben. Der Verdächtige dürfte so beeinträchtigt sein, dass eine Einvernahme zunächst nicht möglich war. Am heutigen Dienstag soll die Einvernahme durchgeführt werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Laut Nachbarn soll es sich bei einem der Opfer um die Ex-Frau des Tatverdächtigen handeln, mit dem er eine vierjährige Tochter haben soll. Diese war aber während der Tat nicht zu Hause, sondern im Kindergarten. Das Mädchen wurde in die Obhut des Jugendamts übergeben. Die zweite Getötete soll die neue Freundin des mutmaßlichen Täters gewesen sein, die öfters in der Wohnung in Favoriten war, berichteten Nachbarn.
Laut Ermittlerkreise war der Tatverdächtige asylberechtigt. Gegen ihn gab es bereits zwei Anzeigen, eine davon wegen eines Sexualdelikts. In beiden Fällen wurde ein Asylaberkennungsverfahren eingeleitet, das aber jeweils eingestellt wurde, als auch die Verfahren wegen der Anzeigen eingestellt wurden. Beim Täter soll eine Psychose vorliegen, hieß es aus Ermittlerkreisen.
Rufe nach Gewaltschutz
Am Tag nach den Frauenmorden wurden erneut Rufe für besseren Gewaltschutz laut. Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, forderte von der Regierung, “dem Gewaltschutz endlich oberste Priorität einzuräumen”. Es brauche einen Krisenstab, der sich ausschließlich mit häuslicher Gewalt und Gewalt gegen Frauen beschäftigt, sowie die Abhaltung von Hochsicherheitsfallkonferenzen unter Einbeziehung von Gewaltschutzexpertinnen. Keinesfalls dürften aber “die wiederholten Schreckenstaten” für Asyldebatten “instrumentalisiert werden”.
“Seit Monaten schlagen die Gewaltschutzeinrichtungen Alarm, warum stellt sich die Bundesregierung, allen voran die Frauenministerin, taub?”, kritisierte SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner. “Wir warten noch immer vergebens auf die bundesweite Umsetzung der Hochrisikofallkonferenzen.” Dieses Instrument gegen wiederholte und schwere Gewalt sei unter Türkis-Blau abgeschafft und “leider nur halbherzig” wieder eingeführt worden. Ein Manko sei auch, dass Opferschutzeinrichtungen nicht von sich aus, diese Konferenzen einberufen könnten. Die SPÖ-Frauen drängten zudem auf eine Erhöhung der Gewaltschutzmittel auf die von den betroffenen Organisationen geforderten 228 Millionen Euro.
“Der Gewaltschutzsektor ist bis heute chronisch unterfinanziert und die Umsetzung konkreter Gewaltschutzmaßnahmen ist zu langsam und intransparent”, kritisierte NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. Auch der NEOS-Vorschlag für ein weiteres Gewaltschutzpaket beinhalte eine multiinstitutionelle Einberufung von Fallkonferenzen bei Hochrisikofällen.
(apa/ot)
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