»Impotent nach Impfung«
Die US-Rapperin Nicki Minaj behauptet auf Twitter, dass ein Freund ihres Cousins nach der Corona-Impfung impotent wurde. Ein österreichischer Impfforscher nahm sich die Zeit, den Star aufzuklären.
Wien, 15. September 2021 | “Seine Hoden waren geschwollen” – ein Freund von Nicki Minajs Cousin aus Trinidad soll nach der Corona-Impfung impotent geworden sein, behauptet die Rapperin in einem Twitter-Beitrag. Nur wenige Wochen vor seiner Hochzeit soll ihn seine Frau deshalb verlassen haben. Ihren 22 Millionen Followern rät Minaj daher, bei der Impfung aufzupassen.
“Vielleicht sollten Sie diese Information statt Falschinformation verbreiten”
Die Aussagen des Stars wollte der in New York lebende Österreicher Florian Krammer so nicht stehen lassen. Der Mikrobiologe und Professor für Impfstoffkunde machte Minaj darauf aufmerksam, dass der Grund wahrscheinlich wo anders liege: “Chlamydien sind eine wahrscheinlichere Erklärung – diese würden auch erklären, warum die Beziehung zu Ende ging.”
Zwar gebe es gegen Chlamydien noch keine zugelassene Impfung, wohl aber gegen andere sexuell übertragbare Krankheiten wie etwa Hepatitis B oder Humane Papillomviren.
“Vielleicht sollten Sie diese Information anstatt Falschinformation verbreiten”,
kommentierte Krammer.
Chlamydia is a more likely explanation – and may also explain why the relationship ended. While there is unfortunately no licensed vaccine against chlamydia yet, there are vaccines against other STDs, like HBV and HPV. Maybe spread that information instead of misinformation.
— Florian Krammer (@florian_krammer) September 14, 2021
Auch bei vielen anderen namhaften Usern, stieß Minajs Tweet auf Unmut. Kritik kam unter anderem von der Journalistin und Publizistin Meghan McCain. Die Tochter des verstorbenen früheren Präsidentschaftskandidaten John McCain nannte Minajs Tweets “unverantwortlich”. Die Rapperin hätte mit ihrer enormen Reichweite eine “eine unvorstellbare Impfstoff-Zögerlichkeit verbreitet”.
“Einfach nur lächerlich”
Bereits mehrere Studien haben die Behauptung, dass die Impfung unfruchtbar macht, widerlegt. Als Großbritanniens Top-Epidemiologe Chris Whitty und Premierminister Boris Johnson am Dienstag bei einer Pressekonferenz auf den Tweet der Sängerin angesprochen wurden, meinte Whitty: “Es gibt eine Reihe von Mythen, die herumfliegen, von denen einige einfach nur lächerlich sind und von denen andere eindeutig nur zum Erschrecken gedacht sind. Dies ist eines davon.” Auch Johnson kritisierte Minaj scharf.
Bereits davor sorgte die laut eigenen Aussagen noch ungeimpfte Rapperin für Wirbel. So sei sie deswegen nicht zur Met-Gala gegangen, weil es dort eine Impfpflicht für die Gäste gab.
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk