Gewerkschaft kämpferisch
Am Donnerstag beginnt die diesjährige Lohnrunde im Handel. Nach einer minimalen Lohnerhöhung im Vorjahr stellt die Gewerkschaft heuer kräftigere Forderungen.
Wien, 19. Oktober 2021 | 415.000 Angestellte und 15.000 Lehrlinge betreffen die kommenden Gehaltsverhandlungen um den Kollektivvertrag im Handel. Die Gewerkschaft für Privatangestellte (GPA) will eine kräftige Erhöhung und hat vor der ersten Verhandlungsrunde am Donnerstag konrekte Forderungen.
Harte Verhandlungen stehen an
Die Chefverhandlerin der Gewerkschaft, Anita Palkovich, forderte vergangene Woche in einer Pressekonferenz einen „Zukunftsdeal“, nachdem es im letzten Jahr zu einem „Krisendeal“ gekommen war. Für 2021 hatte man eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent rausverhandelt. Das entsprach damals der durchschnittlichen Inflation. Doch diese hat in diesem Jahr massiv angezogen. Sie liegt mittlerweile bei über 3 Prozent, ein Ende der Teuerung ist nicht in Sicht.
„Klatschen macht nicht satt“, sagt die Betriebsratsvorsitzende von Interspar, Sabine Eibelmayer, im Vorfeld der Verhandlungen. Durch das Klatschen für die „Heldinnen der Krise“ könne man Rechnungen nicht bezahlen. Es gebe „dringenden Handlungsbedarf“ bei den KV-Verhandlungen.
Mit einer günstigen Verhandlung könne man auch für mehr Lohngerechtigkeit sorgen, immerhin ist der Handel überwiegend von Frauen dominiert. Bessere Arbeitsbedingungen für Frauen seien das Gebot der Stunde. Mit einer kräftigen Erhöhung der Einkommen im Handel würde man direkt die „Entwicklung der Fraueneinkommen“ positiv beeinflussen.
Mehrarbeit und Teilzeit im Fokus
So brauche es vor allem gerechtere Regelungen bei Mehrarbeit und bessere Bedingungen für die Teilzeitarbeit. Eine Forderung der Gewerkschaft ist etwa ein Nachtzuschlag von 50 Prozent. Die Arbeit zwischen 21:00 und 06:00 Uhr stelle die Beschäftigten oft vor große Herausforderungen. Ebenso brauche es eine faire Bezahlung bei der Mehrarbeit und gleiche Rechte für Teilzeitbeschäftigte. Zuschläge schon ab der ersten Stunde Mehrarbeit seien etwa angebracht. Für Lehrlinge wird ein 250 Euro Digitalisierungsbonus gefordert.
„Hohe Arbeitsbelastung und schlechte Arbeitszeitbedingungen sind für viele der neue Alltag geworden. So kann es definitiv nicht weitergehen. Wenn man so dringend Personal sucht, muss man die Bezahlung erhöhen und die Arbeitsbedingungen besser gestalten,“ stellt der Vorsitzende des Wirtschaftsbereiches Martin Müllauer klar und fordert rasches Gegensteuern.
(ot)
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