Mit 6,5 Millionen Euro will der Bund für fairere Bezahlung im Kunst- und Kulturbereich sorgen. Die IG Kultur findet die geplanten Vorhaben zahnlos und „nicht durchdacht“.
Wien, 27. Jänner 2022 | Künstlerinnen leben in Österreich auch ohne Pandemie meist prekär. Die Gehälter und Honorare sind oft alles andere als fair. Vor allem kleine und neue Kulturinitiativen haben kaum etwas von den Förderungen.
Das soll sich ändern, sieht auch Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer ein. Sie hat deshalb bereits vor über einem Jahr verkündet, sich für faire Bezahlung einsetzen zu wollen. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag präsentierte Mayer nun das Ergebnis einer beauftragten Gallup-Studie, die zeigt, wie groß die Kluft zwischen tatsächlichen und fairen Gehältern ist. Das Ergebnis: Um das Personal fair zu zahlen, fehlen der Kultur rund 25 Millionen Euro.
6,5 Millionen Euro will Mayer heuer an sogenannten „Fair Pay-Zuschüssen“ zur Verfügung stellen. Das sei der Anteil, für den der Bund verantwortlich sei. Mit den anderen Fördergebern soll es Gespräche geben. Im Februar soll eine Fokusgruppe mit Ländern, Städten, Gemeinden und Interessengemeinschaften beginnen, eine Strategie dafür auszuarbeiten.
Kritik von der IG Kultur
Das hätte schon längst passieren können, heißt es von der IG Kultur, dem Dachverband der freien, autonomen und politischen Kulturarbeit in Österreich. Man habe bereits das ganze letzte Jahr darauf gedrängt, mit der Fokusgruppe zu beginnen. Fraglich sei, ob dabei dann tatsächlich Rahmenbedingungen gemeinsam erarbeitet werden, oder ob nur Wortmeldungen abgegeben werden dürfen, so IG Kultur-Chefin Gabriele Gerbasits.
Eine Frist, bis wann die Fokusgruppe ihre Strategie präsentieren muss, gibt es nicht, Mayer rechnet mit einigen Monaten Arbeitszeit. Für sie ist Fair Pay ein “Marathon, kein Sprint“. Allerdings laufen die Interessensvertretungen der Kulturinstitutionen schon seit einem Jahrzehnt für bessere Bedingungen.
Gerbasits zu den neuen Maßnahmen: „Es ist ja schön, wenn alle mehr Geld bekommen. Aber wenn es keinen Plan gibt, wie genau das Geld verteilt wird und wie kontrolliert werden soll, ob die Bedingungen dafür eingehalten werden, ist das eine Leerformel.“ Denn Fördergeber wie die Bundesländer werden nicht in die Pflicht genommen, der Bund spricht lediglich Empfehlungen aus, sagt Mayer.
Ulrike Kuner, Geschäftsführerin der IG Freie Theater sieht Mayers Vorhaben immerhin als „tolles Signal“. Die IG werde ihre Mitglieder in der Zukunft befragen, ob und inwiefern sich dadurch tatsächlich etwas ändern wird.
(sm)
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