Neuer IPCC-Bericht
Der Weltklimarat warnt, dass sich der Handlungsspielraum für effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel rasch schließt.
Wien/Genf, 1. März 2022 | Der Weltklimarat (IPCC) hat am Montag den zweiten Teil seines aktuellen Klimaberichts veröffentlicht. Das Zeitfenster, in dem wir auf den Klimawandel reagieren und eine eine lebenswerte Zukunft für uns sichern könnten, schließt sich demnach rapide.
Der Bericht sei eine dringende Warnung über die Konsequenzen von Untätigkeit, sagte der südkoreanische Ökonom Hoesung Lee, Vorsitzender des IPCC. „Unsere heutigen Taten sind entscheidend dafür, ob und wie sich die Menschheit und die Natur an die wachsenden Klimarisiken anpassen können“, so Lee.
1,5 Grad Erwärmung bringen unumkehrbare Folgen
Der Bericht zeigt wieder, dass der Klimawandel eine schwerwiegende und zunehmende Bedrohung für unser Wohlbefinden und einen gesunden Planeten sei. Laut IPCC steuern wir nach wie vor auf eine Klimaerwärmung von durchschnittlich 1,5 Grad Celsius in den kommenden zwei Jahrzehnten zu.
Dieser Erwärmungsgrad gilt in der Wissenschaft seit Jahren als „point of no return“. Selbst wenn dieses Maß an Klimaerwärmung nur zwischenzeitlich überschritten wird, müssen wir laut IPCC mit schweren, teils unumkehrbaren Folgen und Bedrohungen rechnen.
Lee: „Halb-Maßnahmen sind keine Option mehr“
Der IPCC bemängelt große Kluften zwischen dem, was getan wird, und dem, was getan werden müsste. Sofortige und ehrgeizigere Taten seien wichtig, um die Klimakrise zu bekämpfen. „Halb-Maßnahmen sind keine Option mehr“, macht Lee klar.
Die vermehrten Naturkatastrophen überschreiten die Toleranzschwelle der Tier- und Pflanzenwelt, analysiert der IPCC. Das führe zu Arten-Massensterben. Außerdem sind Millionen von Menschen sind infolge der extremen Bedingungen von akuter Nahrungs- und Wasser-Unsicherheit bedroht. Besonders betroffen sind Afrika, Asien, Zentral- und Südamerika, kleine Inseln und die Arktis.
Der Zustand des Klimas, der Biodiversität und die Zukunft der Menschheit hingen eng zusammen. Im aktuellen Bericht habe sich der IPCC stärker daher auf die Zusammenhänge konzentriert als in früheren.
Drastische Emissions-Einschnitte nötig
Um Ökosysteme zu erhalten, müsse der Ausstoß von Treibhausgasen rapide und drastisch verringert werden.
Nur indem natürliche Ökosysteme erhalten würden und intakt blieben, könne die Versorgung mit Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser gesichert werden.
Regierungen, die Privatwirtschaft und die Zivilgesellschaft sind laut IPCC gefordert, zusammenzuarbeiten. Besonders das Wissen von Eingeborenen und der Lokalbevölkerung solle genützt werden, fordert der Weltklimarat, nicht über deren Köpfe hinweg entschieden werden.
Wetterextreme haben schon jetzt dramatische Folgen
Bereits jetzt treten weltweit immer häufiger Wetterextreme auf. Ein Auszug aus der Bilanz des vergangenen Jahres: Sturzfluten in Westeuropa, unter anderem in Deutschland und Österreich, verheerende Hurrikans und Tornados in den USA, ein schweres Hochwasser in der zentralchinesischen Provinz Henan, eine Hitzewelle und infolgedessen Waldbrände in Südeuropa und in der Türkei.
Die weltweiten Schäden der Umweltkatastrophen von 2021 belaufen sich laut Analyse des Rückversicherers Munich Re (Münchener Rück) auf 280 Milliarden Dollar und haben enormes menschliches Leid angerichtet.
(pma)
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