Gesundheitspersonal:
Corona-Patienten belegen immer mehr Spitalsbetten, auch auf den Intensivstationen steigen die Zahlen wieder. Gleichzeitig fällt laufend Personal aufgrund von Corona aus. Es sei kein guter Zeitpunkt, um krank zu sein, sagt eine Quelle ZackZack.
Wien, 23. März 2022 | Seit Wochen fällt in den österreichischen Spitälern Personal aufgrund einer Corona-Erkrankungen oder Quarantäne aus, gleichzeitig belegen immer mehr Corona-Patienten Betten auf den Normalstationen – am Mittwoch 3.059. Aber, sagt eine Person aus dem Ärzteteam am Wiener Donauspital ZackZack, auch auf den Normalstationen „sterben genug Menschen“. Am Dienstag starben 55 Menschen in Österreich mit Corona, der Höchstwert dieses Jahr. Auch die Zahl der Covid-Intensiv-Patienten steigt wieder etwas an, nachdem sie länger stabil war.
Während im Dezember 2021 Operationen verschoben werden mussten, weil die Intensivbetten für etwaige Nachbehandlungen durch Corona-Patienten belegt waren, fehlt nun das Personal. „An einem Bett hängt ein ganzes Team dran, da reicht es, wenn ein essenzieller Teil ausfällt“, drückt es die Quelle aus dem Donauspital aus. ZackZacks Quellen wollen anonym bleiben, aus Angst ihren Job zu verlieren. Ihre Identitäten sind der Redaktion bekannt.
Von der Politik „massiv verarscht“
Wenn aus der Politik die Behauptung käme, die Spitäler seien nicht überlastet, komme „man sich einfach massiv verarscht vor, die Pflege noch viel mehr als “, sagt ein Vorarlberger Arzt.
Zuletzt sagte das etwa Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in der sonntäglichen “Pressestunde” im ORF. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) meldete sich dazu gegenüber der „Kronen Zeitung“ aus der Corona-Quarantäne mit den Worten: „Dass es keine Belastung in den Spitälern gibt, ist eine Falschaussage.“ ZackZacks Quelle aus dem Donauspital gibt Hacker recht: „Das ist Schwachsinn. Entweder kennt sich nicht aus oder er lügt.“ Dass einfache Maßnahmen nicht aufrechterhalten werden, versteht sie nicht. Es werde Realitätsverweigerung betrieben.
Pflegemangel verschärft die Lage
Alle Ärzte, mit denen ZackZack gesprochen hat, waren sich einig: Personal fehlt derzeit überall, aber besonders in der Pflege. Das war schon vor Corona so. Aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen und aufgrund von Überlastungen habe es immer mehr Kündigungen gegeben. Dass dagegen nichts unternommen wurde, räche sich jetzt. „Das Krankenhaus ist ein Teambetrieb. Wir können nichts machen, wenn wir nicht die Leute haben, die uns bei der Arbeit unterstützen“, sagt der Vorarlberger Spitalsarzt ZackZack.
Sabine Langer (Anm.: Name von der Redaktion geändert) arbeitet seit Jahrzehnten als Pflegerin. Um den Job zu machen, brauche man einen „sozialen Vogel“ und das werde schamlos ausgenützt, sagt sie. Der Beruf käme ohne Prestige, mit schlechter Bezahlung und viel Arbeit. Langers Netto-Grundgehalt nach über 30 Jahren Berufserfahrung beträgt für 30 Stunden rund 1.730 Euro. Nach einem Burnout vergangenes Jahr macht sie keine Nacht- und Wochenenddienste mehr. Ihr Gehalt leidet darunter, dass sie auf ihre Gesundheit achtet. Die Politik habe immer darauf spekuliert, dass durch Sonderdienste ein besseres Gehalt zustande komme, sagt sie gegenüber ZackZack. Die Pflege sei durch Corona endlich sichtbar geworden. Sie hofft, dass ihre jungen Kollegen die Gunst der Stunde nützen. Aus Erfahrung weiß Langer aber: „Pflegekräfte sind keine Revoluzzer.“
Verzögerte OPs haben gesundheitliche Folgen
Not-OPs würden nach wie vor durchgeführt, etwa aufgrund von Krebs, Darmverschlüssen oder akuten Notfällen. Aber was verschoben werden kann, werde verschoben, hört ZackZack aus dem Donauspital: Magenbypässe, Schilddrüsen-OPs und in der Orthopädie Knie- oder Rücken-OPs. Wer wegen einer aufgeschobenen OP länger immobil sei, trage „natürlich schon gesundheitliche Folgen davon“, drückt es ZackZacks Quelle aus dem Donauspital aus. „Momentan ist kein guter Zeitpunkt, um krank zu sein“, sagt sie.
In Baden-Mödling bereits Notfallbetrieb
Das Landesklinikum Baden-Mödling ist bereits seit Montag in Notfallbetrieb. Für mindestens zwei Wochen wurden alle planbaren Aufnahmen und Eingriffe sowie Ambulanzbesuche abgesagt. Sollten Eingriffe akut notwendig sein, müssen die erst von der Abteilungsleitung, dem OP-Management und der Klinikleitung freigegeben werden. In einem Brief wurde die Belegschaft dazu aufgefordert, alle Patienten zu entlassen, bei denen das möglich ist. Damit soll es möglich bleiben, absolute Notfälle – etwa Schlafanfall-Patienten oder Unfallopfer – zu behandeln.
https://twitter.com/rudifussi/status/1504847533591384069?s=09
Laut einer Quelle aus einem großen Wiener Spital des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) soll noch diese Woche verkündet werden, dass auf Notfallbetrieb umgestellt werde. Auf Nachfrage von ZackZack dementiert der WIGEV, dass eine Umstellung auf Notfallbetrieb geplant wird.
UPDATE: Am 25. März um 12.15 Uhr wurde der Artikel dahingehend korrigiert, dass im Landesklinikum Baden-Mödling nicht auf Notbetrieb sondern auf Notfallbetrieb umgestellt wurde.
(pma)
Titelbild: APA Picturedesk