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Die Inszenierung von »Putins Bluthund«

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Die Inszenierung von »Putins Bluthund«

Mit großem Gedöns hat der autoritäre tschetschenische Präsident Ramzan Kadyrov seine Ankunft in Mariupol über seinen Telegram-Kanal präsentiert. Wie sich herausgestellt hat, waren auch Falschinformationen mit im Spiel.

Wien, 30. März 2022 | Der Herrscher über die autonome Teilrepublik Tschetschenien Ramzan Kadyrov kämpft seit Beginn des Ukraine-Kriegs an vorderster Front in der Verbreitung von Desinformation. Nun soll er sich aber nach Mariupol begeben haben. Der als „Putins Bluthund“ für seine Vielzahl an Menschenrechtsverletzungen bekannte Diktator ist in der Vergangenheit mit seiner Selbstinszenierung auf Social-Media-Kanälen wiederholt aufgefallen. So auch in dieser Woche durch ein irreführendes Foto über seine Ankunft in Mariupol.

Einsatz von Kadyrovs Truppen fraglich

Nachdem seine Konten auf Facebook und Instagram blockiert wurden, hat der Despot seine Propaganda auf Telegram, wo er 1.5 Millionen Anhänger hat, verlagert. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine beliefert er seine Follower täglich mit unzähligem Foto- und Videomaterial über mutmaßliche Fortschritte seiner Elitesoldaten, die sich „Kadyrovzy“ nennen, in der Ukraine. Man sieht die bärtigen Kämpfer ausgestattet mit schweren Waffen über Karten kniend, über Funkgeräte kommunizierend, durch leere zerbombte Straßen streifend, Wohnungen durchsuchend und große Reden schwingend, aber selten in aktiven Kampfhandlungen. Das liegt nicht daran, dass Kadyrov seinen Anhängern grausame Bilder ersparen möchte. Immerhin hat er in Vergangenheit Foltervideos als Einschüchterungsmethode verwendet. Auch an den unversehrten Uniformen der Truppen sind keine Spuren von Konfrontationen zu sehen. Das höchste der Gefühle womit die „Kadyrovzy“ ihren „Sieg“ zeigen, sind gefangen genommene ukrainische Soldaten, die sie vor Kamera verunglimpfen oder vermeintliche ukrainische Bürger, die sie mit offenen Armen empfangen und sich dankbar über die „Befreiung von den Nazis“ zeigen. Ganz nach dem Vorbild ihres Anführers handelt es sich bei ihrem Einsatz jedoch um mehr Schein als Sein. Kadyrov und seinen erbarmungslosen Kämpfern eilt ein Ruf voraus, aber in der Ukraine beschränken sich ihre Handlungen dem Anschein ihrer Videos nach auf ein Minimum.

Ist er in Mariupol oder nicht?

Zuletzt erregte Kadyrov selbst Aufmerksamkeit mit einem Foto, das ihn betend vor einer Tankstelle zeigt. Auf Knien mit gefalteten Händen und Maschinengewehr neben dem Gebetsteppich wird der „Bluthund“ abgebildet. Daraufhin hat sich auf Social-Media fälschlicherweise die Information verbreitet, er habe das Bild hochgeladen und behaupte darauf in Mariupol zu sein. Im Hintergrund sieht man aber eine russische Tankstelle von „Rosneft“, die es in der Ukraine nicht gibt. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Bild nicht von ihm selbst, sondern seinem treuen Handlanger Magomed Daudov, unabhängig von seiner Anwesenheit in Mariupol veröffentlicht wurde. Doch auch wenn mit diesem Bild kein expliziter Standort genannt wurde, bleibt die Botschaft, die damit gesendet werden soll, gleich. Es soll den Anschein erwecken, dass Kadyrov sich persönlich auf den Weg in dem Kampf begeben hat. Tatsächlich gibt es auch Videos, die die Ankunft von Kadyrov und seinem Sohn in Mariupol demonstrieren. Der russische Staatssender bestätigte diese Information. Die von ihm veröffentlichten Videoaufnahmen zeigen ihn sogar händeschüttelnd mit dem Generalleutnant Andrey Mordvichev, der vor einigen Tagen laut ukrainischen Medienberichten für tot erklärt wurde.

(nb)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Nura Wagner

    Greift der Redaktion unter die Arme so gut sie kann, sei es mit ihren E-Mail-Beantwortungsskills oder mit ihren Russisch-Kenntnissen.

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