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»Abschaum« – Shitstorm für Attensam-Chef nach Arbeitslosen-Sager

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»Abschaum« – Shitstorm für Attensam-Chef nach Arbeitslosen-Sager

»Abschaum«

Oliver Attensam, der Chef des gleichnamigen Winterservice-Unternehmens, hat mit einer Aussage über Jobsuchende in einem “Standard”-Interview für Aufregung gesorgt. Beim Thema Lohnerhöhungen bezeichnete er diese als “Abschaum”.

Wien, 19. April 2022 | Die Firma Attensam ist österreichischer Marktführer für Hausbetreuung und Winterservice. Der “Standard” bat den Chef des nach der Familie benannten Unternehmens, Oliver Attensam, zum Interview, um mit ihm über sein Geschäft und seine Mitarbeiter zu sprechen. Dabei kam dem 51-Jährigen ein Sager aus, der ihm heftige Kritik einbrachte.

“Können nicht den Abschaum, der überbleibt, als Mitarbeiter bekommen”

Sein Unternehmen sei gut durch die Corona-Krise gekommen, wie Attensam sagt. Auch auf die Kurzarbeit hat er verzichtet. Auch wenn mittlerweile weniger Schnee als früher fällt, seien etwa jedes Jahr 1.000-1.500 Mitarbeiter in der Schneeräumung – einer Kernaufgabe des Unternehmens – involviert. Der Geschäftsmann sprach unter anderem über die Herausforderungen, die auf ihn und seine Belegschaft jedes Jahr bei Wintereinbruch zukommen.

Zuverlässige Mitarbeiter seien ihm aufgrund des “Riesenzirkus”, so bezeichnet Attensam den jährlichen Logistikaufwand in seiner Firma, besonders wichtig. Doch die Branche zählt zum Niedriglohnsektor. Wie er seine Mitarbeiter immer wieder anspornt, frage er sich selbst manchmal: “Manchmal bewundere ich die Leute, die im wahrsten Sinne des Wortes in den Gatsch springen.” Dass seine Mitarbeiter, die in der Schneeräumung und Reinigung täglich harte körperliche Arbeit verrichten, besser verdienen könnten, ist auch dem Chef bewusst, der sich im Interview als Befürworter “höchstmöglicher Lohnerhöhungen” ausspricht. Man müsse “von ganz unten weg, höher hinauf”, so seine Devise: “Wenn wir alle teurer werden, kann der Kunde nicht einen Billigen nehmen.”

Dann folgt die Aussage, die wohl vielen beim Lesen sauer aufstößt: “Wir können nicht den Abschaum, der überbleibt, als Mitarbeiter bekommen, sondern wir müssen schauen, dass wir gute Leute haben. Gut bezahlen, lang halten.”

Netz empört über “menschenverachtende” Aussage

Der Sager Attensams sorgte prompt für einen Shitstorm im Netz. Arbeitsuchende als Abschaum zu bezeichnen sei “menschenverachtend” und “diskriminierend”. Die Grüne Ex-Vizebürgermeisterin Birgit Hebein verfasste gar einen Brief an die Firma. In diesem geht sie mit dem Chef hart ins Gericht. Herr Attensam, der sich seinen Wohlstand “durch genau jene Arbeitskräfte in einem Niedriglohnsektor verdient”, beschmipfe jetzt auf “eine beschämende, herabwürdigende weise genau diese Menschen”, heißt es darin unter anderem.

Attensam entschuldigte sich für den Ausdruck “Abschaum”

Am Dienstag entschuldigte sich Oliver Attensam gegenüber dem “Standard” für die Verwendung des Begriffs “Abschaum”. Dieses Wording spiegele in keiner Weise seine Einstellung gegenüber Mitarbeitenden und Arbeitssuchenden wider. Die Wortwahl sollte vielmehr die geringe Wertschätzung, die leider teilweise gegenüber der Reinigungsbranche besteht, aufzeigen – leider sei daraus genau das Gegenteil von dem, was Oliver Attensam ausdrücken wollte, entstanden, heißt es in einer nachträglich hinzugefügten Ergänzung am Ende des Interviews.

(mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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