Schadet Bauern
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) ist kein Freund von mehr Tierwohl: “Schrauben wir Tierwohlstandards zu hoch, verlieren wir die heimischen Bauern.”
Wien, 02. Juni 2022 | “Sind ihre Produkte zu teuer, werden sie durch billigere aus dem Ausland ersetzt”, sagte er zur Zeitung “Der Standard”. Der Minister erwartet angesichts der hohen Nahrungsmittelpreise weniger Nachfrage im hochpreisigen Segment, einer Senkung der Mehrwertsteuer kann er aber nichts abgewinnen. Ein großer Freund des Tierwohls ist der Landwirtschaftsminister jedenfalls nicht: “Schrauben wir Tierwohlstandards zu hoch, verlieren wir die heimischen Bauern.”
Herbst ist entscheidend
“Davon halte ich wenig, weil der Effekt schnell verpuffen würde”, so der ehemalige Direktor des Bauernbundes in einem Interview mit der Zeitung “Die Presse”. Der Konsument werde durch die Regierungspolitik ohnehin entlastet und “im Speckgürtel werden weiterhin hochwertige Produkte nachgefragt werden”, so Totschnig. Dass Agrarbetriebe derzeit Rekordpreise für ihre Rohstoffe erhalten, relativierte er: “Börsenpreise sind derzeit hoch, Betriebskosten ebenso. Entscheidend ist, was im Herbst tatsächlich an Einnahmen übrig bleibt.”
Dass der Großteil der Landwirte seiner Steuerpflicht – anders als bei Selbstständigen – über eine Pauschalierung ohne detaillierter Aufzeichnung nachkommt, sieht Totschnig als “ein Modell, das sich bewährt hat und absolut gerechtfertigt ist, in Anbetracht der kleinen Betriebsgrößen”. Dass die der Steuer zugrunde liegenden Einheitswerte bis 2032 nicht angepasst werden sollen, erklärte er gegenüber der “Presse” so: “Die Einheitswerte bilden Ertragswerte ab, man lebt von den Erträgen, die der Grund und Boden abwirft. Es geht nicht um den Verkehrswert. Das System, wie es ab 2014 umgesetzt worden ist, ist sehr gut ausbalanciert.”
Zum Strukturwandel – seit 1999 ist die Zahl der Bauernhöfe von 217.500 auf 155.900 gesunken – meinte Totschnig, dass Österreich nicht die “Marktrealitäten” ausblenden könne. “Mit dem Beitritt Österreichs zur Welthandelsorganisation 1995 haben wir in vielen Bereichen Weltmarktbedingungen. Das ist eine große Herausforderung”, so Totschnig.
(apa/bf)
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