Studie belegt:
Forschende der Uni Wien untersuchten den Zusammenhang von Diskriminierung, Stress und Gesundheit. Das Ergebnis: Diskriminierung hat direkte körperliche Konsequenzen für Betroffene.
Wien, 28. Juni 2022 | Für viele Personen mit Migrationshintergrund ist Diskriminierung Alltag. Das stresst und beeinträchtigt nachweislich die psychische und körperliche Gesundheit. Dass vor allem häufige Diskriminierungserfahrungen gesundheitsschädigend sein können, hat ein Forschungsteam um Psychologin Ricarda Nater-Mewes von der Universität Wien nun gezeigt. Die Studie erschien kürzlich in der Fachzeitschrift “Psychoneuroendocrinology”.
Stress schwächt das Immunsystem
Nater-Mewes erklärt in einer Aussendung: “Wenn ethnische Diskriminierung häufig bzw. chronisch erlebt wird, dann können die körpereigenen Stresssysteme durch den immer wiederkehrenden Stress aus der Balance kommen. Ein solches Ungleichgewicht kann zum Entstehen von psychischen Störungen und körperlichen Krankheiten beitragen.”
Denn der Körper reagiert auf Stress, zum Beispiel durch eine erhöhte Herzrate, und schüttet das Stresshormon Kortisol aus. Gerät das Stresssystem des Körpers aus dem Gleichgewicht, kann das das Immunsystem beeinträchtigen und damit auf lange Sicht die Anfälligkeit für Krankheiten fördern.
Auch selten erlebte Diskriminierung hat Auswirkungen
In der Studie wurden zwei Gruppen von türkischen Migranten untersucht: Personen, die angeben, sehr häufig Diskriminierungserfahrungen zu erleben und eine zweite Gruppe von Personen, die solche Erfahrungen sehr selten machen. Die Teilnehmer unterschieden sich sonst in keinem Merkmal voneinander.
Studienleiter Andreas Goreis erläutert die zentralen Befunde: “Die Analyse der Daten zeigte, dass Personen mit chronischen Diskriminierungserfahrungen mit einem höheren subjektiven Stressempfinden und weniger Kortisol im Speichel auf die Diskriminierung im Labor reagierten. Des Weiteren hatte die chronische Gruppe eine höhere Kortisol-Konzentration im Haar. Die Herzrate und andere Indikatoren des autonomen Nervensystems stiegen hingegen in beiden untersuchten Gruppen gleichermaßen an.”
Die Ergebnisse der Studie helfen laut Forscherteam dabei, “maßgeschneiderte klinisch-psychologische und psychotherapeutische” Lösungen für Betroffene zu entwickeln.
(sm)
Titelbild: pixabay