Gemischte Gefühle bei den Fans von Rapper Drake: die einen loben das neue Album in den Himmel, die anderen kritisieren den plötzlichen Stilwechsel.
Nura Wagner
Wien, 2. Juli 2022 | Der kanadische „Rapper“ Drake hat vor zwei Wochen zur großen Überraschung seiner Fans das Album „Honestly, nevermind“ herausgebracht. Dass es unangekündigt war, war jedoch nicht die einzige Überraschung. Statt wie gewohnt Hip-Hop oder RnB erwarten die Hörer ähnlich klingende EDM/House-Beats. Viele seiner Fans können damit nichts anfangen und das ist nicht verwunderlich.
Nach zwei Wochen kann folgendes Fazit gefasst werden: Die eintönigen Beats ohne Wiedererkennungswert und sein inhaltsloses Gesülze dazwischen hinterlassen keinen Eindruck. Das gesamte Album hört sich an, als ob man auf YouTube „House/EDM-Mix“ eingegeben und ein Video, das über mehrere Stunden eintönige Musik abspielt, aufgedreht hätte. Böse Zungen haben spöttisch behauptet, es sei Hintergrundmusik wie man sie in Modegeschäften wie „H&M“ oder „Zara“ hört.
Treue Anhänger sind zu Drakes Verteidigung ausgerückt und haben Kritikern entgegnet, sie würden das Album nur nicht gut aufnehmen, weil es nicht seinem üblichen Genre entspreche. Dass HipHop-Künstler sich stilistischer Merkmale verschiedener Genre bedienen, ist nicht unüblich, auch bei Drake hört man immer wieder Einflüsse aus diversen Musikrichtungen. Allerdings hat er bei diesem Album danebengegriffen.
Das Genre „House“ erlebt gerade allgemein ein Comeback in der Mainstream-Musik. Wenige Tage nach Drakes Album-Release hat auch die Künstlerin Beyoncé ein Lied veröffentlicht, das von House beeinflusst wurde. Zuvor hatte der kanadische Künstler The Weeknd ein Album veröffentlicht, das ebenfalls durch House beeinflusst wurde.
Wenn weitere Künstler der HipHop/RnB-Musikszene den Beispielen Drakes, Beyoncés und The Weeknds folgen, könnte House eine noch nie dagewesene Plattform bekommen. Dass diese Künstler sich ausgerechnet für House entschieden haben ist nicht verwunderlich, zumal das Genre ein kulturelles Gewicht hat. Es ist in den 70ern im stark segregierten Chicago im Lokal „The Warehouse“ entstanden, das als Zufluchtsort für fast ausschließlich schwarze und lateinamerikanische Schwule galt.
Titelbild: CHRIS DELMAS / AFP