AMS-Chef fände das gut
AMS-Vorstand Johannes Kopf kann sich eine “Wartefrist” auf Unterstützung für Arbeitslose vorstellen. Er sieht das Problem bei den Saisonarbeitskräften.
Wien, 02. Juli 2022 | Kein Arbeitslosengeld in den ersten zehn Tagen oder zwei Wochen – diese „Wartefrist“ für Arbeitslose, wurde in den letzten Tagen als Möglichkeit ins Spiel gebracht, um die von der Regierung angestrebte Erhöhung des Arbeitslosengeldes zu finanzieren.
Bei dem umstrittenen Modell soll man zuerst mehr Geld bekommen als bisher und immer weniger, je länger man arbeitslos ist. Erhöht wird so bald jedenfalls nichts, die Reform wird wegen Unstimmigkeiten zwischen ÖVP und Grünen bis voraussichtlich Herbst verschoben.
Kopf schiebt Saisonarbeitskräfte vor
Der Vorstand des Arbeitsmarktservices (AMS), Johannes Kopf, findet die Verschiebung bedauerlich aber verständlich, eine Wartefrist beim Arbeitslosengeld findet er “interessant und durchaus diskutierenswert”. Das sagte er am Samstag in der Ö1-Reihe “Im Journal zu Gast”.
Als Beispiel für die Sinnhaftigkeit einer Wartefrist nannte er die Praxis bei Saisonarbeitskräften: Anfang des Monats werden Arbeitskräfte freigesetzt und drei Wochen später vom selben Arbeitnehmer wieder beschäftigt. Kopf versteht nicht, warum diese Kosten “der gesamten Versicherungsgemeinschaft umgehängt werden”.
Eine Wartefrist, so stellt Kopf es sich vor, hätte den Effekt, dass Saisonarbeitskräfte, sich andere Arbeitgeber suchen, nach dem Motto: “Chef das geht nicht mehr, ich krieg’ da kein Geld, du musst mich durchgängig beschäftigen.” Ob die Entscheidung hier wirklich bei den Arbeitskräften liegt, ist mehr als fraglich.
FPÖ: Arbeitslosengeld sofort erhöhen statt Wartefrist
„Beim Arbeitslosengeld braucht es keine Wartefrist, sondern eine sofortige Erhöhung“, kommentierte FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch die Aussagen von Kopf in einer Aussendung.
„Die Menschen leiden unter der Teuerungswelle und den Inflationsrekorden, immer mehr wissen nicht, wie sie sich das tägliche Leben noch leisten können sollen. Daher braucht es schnellstmögliche Unterstützung und keine Ideen aus dem sozialen Eiskasten, die nur noch mehr Bürger in die Armut treiben.“
Kopf: Reformen dauern
Jede Reform würde aber erst am 1. Jänner 2024 in Kraft treten, merkte Johannes Kopf gegenüber Ö1 an. Die Umsetzung dauere eben. Wenn man die Arbeitslosenversicherung groß umbaue, dann könne man das nicht im Herbst schon umsetzen: “Das schaffen wir technisch gar nicht.”
Wenn die Teuerung hoch bleibe, dann halte es Kopf für “vertretbar und sinnvoll”, das Arbeitslosengeld an die Inflation anzupassen. Laut dem Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und dem Institut für Höhere Studien (IHS) dürfte die Teuerung hoch bleiben.
Momentan ist die Arbeitslosigkeit sehr niedrig, gleichzeitig herrscht in bestimmten Branchen wie dem Tourismus Arbeitskräftemangel.
(apa/red)
Ergänzung am 03. Juli 2022: Im Teaser wurde Johannes Kopf als AMS-Leiter bezeichnet, das wurde in AMS-Vorstand geändert.
Titelbild: GEORG HOCHMUTH / APA