Österreichweiter Blutmangel:
Die Blut-Lagerbestände sind gefährlich knapp. Es werden dringend Spender gesucht. Doch wer darf wann Blut spenden gehen? ZackZack beantwortet ein paar Fragen.
Wien, 09. Juli 2022 | Das Rote Kreuz schlägt seit Wochen Alarm, weil die Blut-Lagerbestände viel zu niedrig sind. Am Freitag haben Anästhesisten und Intensivmedizinerinnen gewarnt, dass es zu einem Engpass kommen könnte, wodurch Operationen verschoben werden müssten. 2021 sind rund 3,7 Prozent der Bevölkerung im spendefähigen Alter Blut spenden gegangen, bleibt also eine ganze Menge an potenziellen Spendern. Aber wann darf man Blut spenden und wer ist sogar vollkommen ausgeschlossen? ZackZack klärt ein paar Fragen. In Spezialfällen gibt das Rote Kreuz Auskunft darüber, ob eine Blutspende möglich ist.
Ich hatte vor Kurzem Corona. Ist das ein Problem?
Zum eigenen Schutz muss man nach einer Corona-Infektion eine Zeitlang aussetzen, denn eine Blutabnahme dieser Größenordnung ist immer eine Zusatzbelastung für den Körper. Wenn es sich um einen leichten Verlauf gehandelt hat, muss man zwei Wochen warten. Bei einem leichten Infekt bleibt die Körpertemperatur unter 38 Grad Celsius und müssen keine oder keine starken Medikamente eingenommen werden. Hatte man aber Fieber und auch sonst starke Symptome und musste womöglich starke Medikamente einnehmen, beträgt die Wartezeit vier Wochen. Das gilt auch für sonstige Infekte, etwa „herkömmliche“ Erkältungen. Lag man wegen einer Corona-Erkrankung sogar auf der Intensivstation, muss man vier Monate aussetzen.
Ich bekomme demnächst eine Corona-Impfung. Muss ich davor aufs Blutspenden verzichten?
Grundsätzlich ist eine bevorstehende Impfung kein Ausschlussgrund. Um aber den Körper nicht zusätzlich zu belasten und Impfreaktionen minimal zu halten, empfiehlt es sich, nicht unbedingt ein oder zwei Tage vor der Impfung Blut spenden zu gehen.
Ich habe mich gerade impfen lassen. Wie lange muss ich warten, bevor ich wieder Blut spenden kann?
Bei den in Österreich zugelassenen Tot-Impfstoffen beträgt die Wartezeit nach der Impfung in der Regel 48 Stunden, vorausgesetzt, es sind keine Impfreaktionen aufgetreten. Sind leichte Impfreaktionen aufgetreten, etwa Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle, sollte man nach deren Abklingen wiederum 48 Stunden warten. Wenn aber etwa die Corona-Impfung sogar Fieber ausgelöst hat, sollte man eine Woche fieberfrei sein, bevor man Blut spendet. Bei Lebend-Impfstoffen, etwa gegen Cholera oder das Dengue-Virus, und wenn man Immunglobuline bekommen hat, muss man mehrere Wochen oder sogar Monate aussetzen. Eine vollständige Liste (Stand Juli 2022) ist online zu finden.
Ich habe vor Kurzem Antibiotika genommen, bin aber wieder gesund. Darf ich Blut spenden gehen?
Nachdem die Antibiotika-Therapie abgeschlossen worden ist, muss man vier Wochen warten, bis man wieder für die Spende infrage kommt.
Darf ich Blut spenden gehen, wenn ich Schmerzmittel genommen habe?
Ja, grundsätzlich ist die Einnahme von Schmerzmitteln kein Ausschlussgrund. Allerdings ist immer ausschlaggebend, aus welchem Grund sie eingenommen werden. Für eine Blutspende sollte man in einer guten gesundheitlichen Verfassung sein, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten. Hat man etwa während der Menstruationsblutung Schmerzmittel genommen, ist das kein Problem für eine Blutspende. Jedenfalls sollte man immer angeben, ob und welches Schmerzmittel eingenommen wurde und wann. Dann wissen die Ärzte vor Ort Bescheid. Cannabinoide sind übrigens nur dann kein Problem für eine Spende, wenn sie ärztlich verschrieben worden sind.
Ich habe gehört, dass Tattoos und Piercings Ausschlussgründe sind. Stimmt das?
Tattoos und Piercings schließen eine Person nicht grundsätzlich von der Blutspende aus. Ausschlaggebend ist, wie „frisch“ sie sind. Denn um sicherzugehen, dass beim Tätowieren oder Piercen nicht durch verunreinigte Nadeln eine Infektion übertragen worden ist, muss man vier Monate warten.
Ich bin schwanger. Darf ich Blut spenden gehen?
Nein, während der Schwangerschaft und auch sechs Monate nach Ende der Schwangerschaft darf man nicht Blut spenden – zum eigenen Schutz und zum Schutz des Babys.
Ich bin anfällig für Eisenmangel. Sollte ich aufs Blut spenden verzichten?
Bei akutem Eisenmangel ist keine Blutspende möglich – vordergründig zum eigenen Schutz. Wer außerdem zu Eisenmangel neigt, sollte nicht allzu häufig Blut spenden. Ansonsten besteht das Risiko, dass es wiederholt zu einem Eisenmangel kommt. Nach einer Therapie mit Eisenmedikamenten sollte man vier Wochen warten, bis man wieder Blut spendet.
Ich bin ein Mann und habe Sex mit Männern. Bin ich noch immer von der Blutspende ausgeschlossen?
Männer, die Sex mit Männern haben, sind bald nicht mehr automatisch ausgeschlossen. Es gilt ab 1. September die 3-x-3-Regel: Wer in drei Monaten mehr als drei Sexualpartner hatte ist für drei Monate von der Blutspende ausgeschlossen, unabhängig von sexueller Orientierung.
Ich würde gerne helfen, habe aber Angst vor Nadeln oder kann kein Blut sehen. Kann ich mich anders engagieren?
Ja, das Rote Kreuz sucht immer Freiwillige für verschiedene Einsätze. Online kann man sich darüber informieren. Derzeit werden etwa Freiwillige gesucht, die in Blutspende-Zentren Wartenden das Prozedere erklären und sie während der Wartezeit betreuen.
Alle Informationen rund um die Blutspende und mögliche Ausschlussgründe gibt es online. Über den Termin-Finder kann man sich darüber informieren, wo in der Nähe die nächste Möglichkeit besteht, Blut zu spenden. Wer im Falle niedriger Lagerstände erinnert werden will, Blut spenden zu gehen, kann sich eine entsprechende Erinnerung schicken lassen.
(pma)
Titelbild: APA Picturedesk