ÖVP-Bundesparteiobmann Karl Nehammer wird im Wahlkampf der Tiroler ÖVP im September wohl keine Rolle spielen. “Es sind zumindest keine Termine vereinbart”, meinte ÖVP-Obmann, Anton Mattle. Auch erneute Kritik am Kanzler klang durch.
Innsbruck, 20. Juli 2022 | Auf die Frage, ob die Tiroler ÖVP aus eigenen Stücken auf Nehammer-Einsätze im Wahlkampf verzichte oder der Bundesparteiobmann selbst nicht plane, in Tirol wahlzukämpfen, erklärte Mattle am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Innsbruck: “Es ist weder angefragt worden, noch sind Anfragen gekommen”. In einer Aussendung in den Abendstunden schwächte Mattle dann ab: “Selbstverständlich” sei Nehammer “jederzeit herzlich willkommen”. Etwa werde er beim Europäischen Forum Alpbach und auch im Rahmen von Bundesländer-Tagen in Tirol “unterwegs” sein.
Mattle mit erneuter Kritik an Kanzler-Aussagen
Gleichzeitig ließ Mattle erneut deutlich Kritik an den Kanzler-Aussagen am Landesparteitag (“Alkohol oder Psychopharmaka”) durchklingen: Es sei “schade”, das sollte nicht passieren.
Es tue ihm weh, dass “in der Außenwahrnehmung” vom Parteitag vor allem der umstrittene und vielfach kritisierte Sager des Bundeskanzlers bleiben werde, machte Mattle, der sich einen Tag danach von der Aussage Nehammers distanziert hatte, deutlich. Journalisten würden ihn seitdem immer darauf ansprechen, auch gehe er davon aus, dass dies auch noch “viele andere Menschen” im Wahlkampf tun werden. Solche “flapsigen Aussagen” würden einfach nicht gehen.
ÖVP-Tirol unter Druck
Mattle und seine Tiroler ÖVP befinden sich derzeit gehörig unter Druck, momentane Umfragen verheißen für den Wahltag nichts Gutes. Der frühere Bürgermeister von Galtür und Wirtschaftslandesrat verwies aber auf seine Wahl zum Landesparteiobmann mit 98,9 Prozent und darauf, dass die Partei höchst motiviert und geschlossen sei. Man müsse nun ganz intensiv den Kontakt mit den Menschen suchen und ihre Sorgen wahrnehmen. Gleichzeitig räumte der Spitzenkandidat und Nachfolger von Landeshauptmann Günther Platter aber ein, dass die Ausgangsposition für die Partei “nicht unbedingt einfach” sei.
Der ÖVP-Obmann machte zudem klar, dass man dieses Mal nicht unbedingt auf große Events als Wahlkampfbühnen setzen werde. So werde etwa der offizielle Wahlkampfauftakt “kein großes Bahöl” werden wie in vergangenen Zeiten, als etwa die Innsbrucker Olympiahalle als Bühne genützt wurde. Dies entspreche auch mehr seinem Naturell und sei passender in der gegenwärtigen Situation, in der die Menschen mit einer massiven Teuerung zu kämpfen hätten.
(apa/bf)
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