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Gesundheitsminister Johannes Rauch war mit den öffentlichen Aussagen eines Experten des Nationalen Impfgremiums nicht glücklich. Via Mail versandte er einen Maulkorb.
Wien, 01. August 2022 | 27. Juni, Ö1-Abendjournal: Impfexperte Herwig Kollaritsch spricht sich dafür aus, den vierten Stich von 80 auf 65 Jahre zu senken. Für symptomlos Infizierte empfahl er, vier bis sechs Monate nach dem dritten Stich sich den Vierten holen zu können. Generelle Empfehlung für alle Altersgruppen sprach der Experte, basierend auf dem Wissen des Nationalen Impfgremiums (NIG), aber nicht aus.
Rauch erteilt Maulkörbe
Einem, dem diese Äußerungen gar nicht gefielen, war der Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). So sehr, dass er in einem Mail seinen Experten zusammenpfiff, berichtet der „Kurier“. Das Mail, dass der Tageszeitung vorliegt, richtete sich an weitere Mitglieder des NIGs etwa Monika Redlberger-Fritz, Ursula Wiedermann-Schmidt und eben Herwig Kollaritsch. Der Ton: Rau.
„Gestern Abend (gemeint war der 27. Juni 2022) wurde via Ö1 von einem Mitglied des NIG ohne Absprache mit mir die kommende Empfehlung zur Impfung kommuniziert. Das ist absolut unannehmbar“, so ein erboster Rauch. Wenige Zeilen später erteilt er seinen Experten einen Maulkorb: „Ich gehe davon aus, dass damit unmissverständlich klargestellt ist, dass eine derartige unabgestimmte Vorgangsweise von mir hinkünftig nicht mehr toleriert wird.“ Die Authentizität des Mails wurde dem „Kurier“ bestätigt. Der Ton der Stellungnahme des Gesundheitsministeriums deutlich sanfter: „Ich habe mit den Mitgliedern des Nationalen Impfgremiums bereits das Gespräch gesucht. Wir waren uns einig, dass wir die Kommunikation zu den Empfehlungen künftig gut abstimmen werden, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, möglichst viele Menschen von einer Auffrischungsimpfung zu überzeugen.“
GECKO-Kritik nach Quarantäne-Aus
Doch nicht nur mit dem Nationalen Impfgremium hatte Rauch Wickel. GECKO-Experten (Gesamtstaatliche Krisenkoordination) waren mit dem Quarantäne-Aus von Minister Rauch nicht sonderlich glücklich. Immunologe Andreas Bergthaler twitterte, dass die Skepsis beim Gremium klar überwogen habe, diese Lockerungsschritte zu setzen. „Das zeigt zumindest, dass GECKO kein Sprachrohr der Regierung ist, sondern kritischen Input liefert.“
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk