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Der „Zeit Verbrechen“-Podcast setzt sich von anderen True-Crime-Formaten im besten Sinne ab – ein Hörvergnügen das fesselt, manchmal aber auch bedrückt.
Pia Miller-Aichholz
Wien, 06. August 2022 | In den vergangenen Jahren haben True-Crime-Podcasts diverse Plattformen geradezu geflutet. So wie das leider schnell einmal ist, wenn es um menschliche Abgründe geht, ist dabei ein gewisser Sensationalismus häufig nicht weit. Das ist das Problem vieler True-Crime-Podcasts, das aber der „Zeit Verbrechen“-Podcast nicht teilt.
Die Hintergründe verstehen
Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“, und Andreas Sentker, Herausgeber des Magazins „Zeit Wissen“, führen uns durch verschiedene Kriminalfälle, die zu verschiedenen Zeitpunkten in der „Zeit“ als Geschichte erschienen sind. Dabei wollen sie, wie sie immer wieder betonen, ergründen, wie es zu solchen Verbrechen kommen kann und welche größeren Zusammenhänge eventuell dahinterstehen. Genau dieser Fokus auf das Wieso und nicht nur auf das Wie hebt den Podcast von anderen True-Crime-Formaten ab. Durch Sentkers akademischen Hintergrund – er ist studierter Psychologe – kommt auch der wissenschaftliche Aspekt nicht zu kurz und wird vor allem professionell gehandhabt.
Empathischer Umgang
In der Regel gehen Rückert, Sentker und der gelegentliche Gast, der die selbstrecherchierte Geschichte erzählt, die Geschichten auch mit der angebrachten Empathie an, wenn es um tragische Schicksale geht. Der eine oder andere verurteilende Kommentar, der nicht unbedingt sein müsste, ist ab und an zwar auch dabei, aber im Grunde muss wohl hier das Motto gelten: Wir sind auch alle nur Menschen.
Teils schwer verdaulich, jedenfalls gut aufbereitet
Die eine oder andere Geschichte ist schwer verdaulich. Grundsätzlich gibt es sicher Situationen und Stimmungslagen, in denen man besser einen Comedy-Podcast hört. Aber: Die Geschichten sind gut aufbereitet und erzählt. Die Einordnung hilft dabei, das große Ganze zu sehen und nicht an den bisweilen grausamen Details hängenzubleiben – wobei das große Ganze auch immer wieder deprimierend sein kann, etwa wenn es um soziale Ungerechtigkeit geht.
Um die größeren Zusammenhänge zu erklären, muss dann und wann auch einmal ausgeholt werden. Aber selbst wenn eine Folge die übliche Dauer von etwa einer Stunde mal überschreitet, lässt einen die Erzählung nicht los. Unter den True-Crime-Podcasts sticht „Zeit Verbrechen“ mit Professionalität und Besonnenheit heraus.
Titelbild: ZackZack/Pia Miller-Aichholz
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Der „Zeit Verbrechen“-Podcast setzt sich von anderen True-Crime-Formaten im besten Sinne ab – ein Hörvergnügen das fesselt, manchmal aber auch bedrückt.
Wien, 06. August 2022 | In den vergangenen Jahren haben True-Crime-Podcasts diverse Plattformen geradezu geflutet. So wie das leider schnell einmal ist, wenn es um menschliche Abgründe geht, ist dabei ein gewisser Sensationalismus häufig nicht weit. Das das Problem vieler True-Crime-Podcasts, das aber der „ZEIT Verbrechen“-Podcast nicht teilt.
Die Hintergründe verstehen
Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin der Wochenzeitung „Die Zeit“, und Andreas Sentker, Herausgeber des Magazins „Zeit Wissen“, führen die Hörerschaft durch verschiedene Fälle, die zu verschiedenen Zeitpunkten in der „Zeit“ als Geschichte erschienen sind. Dabei wollen sie, wie sie immer wieder betonen, ergründen, wie es zu solchen Verbrechen kommen kann und welche größeren Zusammenhänge eventuell dahinterstehen. Genau dieser Fokus auf das Wieso und nicht nur auf das Wie setzt den Podcast von anderen True-Crime-Formaten ab. Durch Sentkers akademischen Hintergrund – er ist studierter Psychologe – kommt auch der wissenschaftliche Aspekt nicht zu kurz und wird vor allem professionell gehandhabt.
Empathischer Umgang
In der Regel gehen Rückert, Sentker und der gelegentliche Gast, der die selbstrecherchierte Geschichte erzählt, erzählen die Geschichten in der Regel auch mit der angebrachten Empathie, wenn es um tragische Schicksale geht. Der eine oder andere verurteilende Kommentar, der nicht unbedingt sein müsste, ist ab und an zwar auch dabei. Aber im Grunde muss wohl hier das Motto gelten: Wir sind auch alle nur Menschen.
Teils schwer verdaulich, jedenfalls gut aufbereitet
Die eine oder andere Geschichte ist schwer verdaulich. Grundsätzlich gibt es sicher Situationen und Stimmungslagen, in denen man besser einen Comedy-Podcast hört. Aber: Die Geschichten sind gut aufbereitet und erzählt. Die Einordnung hilft dabei, das große Ganze zu sehen und nicht an den bisweilen grausamen Details hängenzubleiben – wobei das große Ganze auch immer wieder deprimierend sein kann, etwa wenn es um soziale Ungerechtigkeit geht.
Um die größeren Zusammenhänge zu erklären, muss dann und wann auch einmal ausgeholt werden. Aber selbst wenn eine Folge die übliche Dauer von etwa einer Stunde mal überschreitet, lässt einen die Erzählung nicht los. Unter den True-Crime-Podcasts sticht „Zeit Verbrechen“ mit Professionalität und Besonnenheit heraus.
(pma)
Titelbild: ZackZack/Pia Miller-Aichholz