Es ist eine flapsige Formulierung, die Kanzler Karl Nehammer im Rahmen seines Besuches bei der UNO-Vollversammlung in New York gewählt hat. Im Ukraine-Krieg werde demnach “zum ersten Mal in der Geschichte Gas als Kriegswaffe” eingesetzt.
Wien/New York, 20. September 2022 | Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) befindet sich derzeit gemeinsam mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zur 77. UNO-Vollversammlung in New York. Hauptthemen der Versammlung sind der russische Angriffskrieg in der Ukraine sowie die Sanktionen gegen den Aggressor.
Irritierender Gas-Sager
Gegenüber österreichischen Medien ließ Nehammer indes eine flapsige Formulierung fallen. Nachdem sich Nehammer zu den Sanktionen äußerte, und diese mit den Worten verteidigte, dass sie die “friedlichste Form, um gegen Krieg und Leid zu protestieren und aufzuzeigen, dass es so nicht weiter gehen kann”, sorgte er mit einer unpassenden Formulierung für Aufsehen.
Putin habe “die Bedingungen verändert, indem er zum ersten Mal in der Geschichte Gas als Kriegswaffe einsetzt.” So etwas sei nicht einmal zu Zeiten der Sowjetunion passiert, ergänzte der Bundeskanzler. Nehammer bezog sich wohl auf Gas als Energie-Quelle. Angesichts der österreichischen Geschichte rund um den Ersten und Zweiten Weltkrieg, in denen Gas eingesetzt wurde, eine unglückliche Wortwahl.
Im Ersten Weltkrieg starben 100.000 Soldaten im Rahmen des Giftgas-Einsatzes, 1,2 Million wurden verwundet. Österreich-Ungarn setzte es etwa an der Südfront gegen Italien ein. Im Zweiten Weltkrieg wurde Gas zwar nicht als Waffe einer Kriegspartei eingesetzt, zwischen 1941 bis 1944 wurden aber drei Millionen Juden im Krieg mit Zyanid-Gas und Kohlenmonoxid grausam vernichtet. Das ist jedes zweite Holocaust-Opfer. Hinzu kommen etwa 70.000 Opfer im Zuge des Krankenmordes, der von den Nazis verharmlosend als “Euthanasie” bezeichnet wurde.
(red)
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