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Im Karussell – Skylla & Charybdis

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Im Karussell – Skylla & Charybdis

Skylla & Charybdis

Julya Rabinowich über Wutzwerge, Echsenmenschen und eine Shitshow namens Bundespräsidentenwahl.

Julya Rabinowich

Wien, 01. Oktober 2022 | Es geht rund und rund. Wie in einem Ringelspiel, das man dringend verlassen möchte, weil man völlig zurecht befürchtet, seinen Inhalt nicht dort belassen zu können, wo er hingehört. Also den Mageninhalt, genau genommen. Andere Inhalte sind variabel austauschbar und mit jeder Runde werden sie austauschbarer.

Österreich sucht den Superpräsidenten, bekommt aber eine veritable Shitshow. Von sieben Kandidaten würden fünf von Heidi Klum kein Foto bekommen, würde ihre Eignung das Bewertungskriterium sein. Wie wir alle wissen, ist angeblich Luxus, was ein Mann schöner als ein Aff ist. Laut Tante Jolesch jedenfalls. Aber ist es denn auch ein Luxus, wenn die Angetretenen wenigstens alle klüger als ein Aff sein könnten? Verantwortlicher? Seriöser? Wobei seriöser als ein Affe, das geht vermutlich doch recht einfach.

Und dennoch!  Wo will man anfangen? Würde der schäumende Wutzwerg namens Gerald Grosz nun seinen Zipfel eini oder aussi tragen bei einem Staatsempfang? Wenn es nach Herrn Rosenkranz ginge, der sich die verschmissene Vergangenheit sicherheitshalber doch aus dem Gesicht retuschieren ließ, würden die österreichische Staatsempfänge vielleicht gleich von Russland ausgerichtet werden. Heim ins Reich und so. Ein bisschen geografische Umorientierung kann schließlich niemandem schaden.

Wo die Echsenmenschen von Weltkontrolle träumen, hat Herr Staudinger, angetreten um ein bekanntes Sprichwort wahr zu machen, vielleicht nicht sagen können – wer aber die lustige Spiele von Macht und Ohnmacht zwischen Mann und Frau endgültig versaut hat, weiß er aber ganz genau: der CIA mit dem zersetzenden #metoo wars!

Herr Tassilo Wallentin hat vielleicht Erfahrungen, die von unschätzbarem Wert sind, aber leider sind sie schon gelöscht: „”Nur, weil es Weltfrauentag ist, wird das Abendessen nicht von alleine fertig”. Ein Satz, der einerseits nach Deutschnachhilfe schreit und nach…wie soll man sagen…einem ernsthaften Vier- Augen- Gespräch. Man stelle sich Präsident Wallentin vor, der feixend  Ähnliches beim Bankett zum Besten gibt- immerhin könnte das Gegenüber  Liz Truss, Sanna Marin oder  Ursula van der Leyen sein. Der Spaßfaktor wäre unerhört!

Unerhört steht auch dem MFG-Herren Michael Brunner gut. Systemmedien verortet er sowieso (das sind vermutlich jene, die seine Aussagen frecherweise einem Faktencheck unterziehen wollen). Was nicht passt, wird passend gemacht: dem üblichen Verschwörungstheoretikerbegriff wirft er eine Präzisierung hinterher: die Umfragen, die ihm ein eher homöopathisches Ergebnis prognostizieren, sind eben Systemumfragen. Ungeachtet aller aufgezählten Witzigkeiten galt aber nur Dominik Wlazny alias Marco Pogo als der Spaßkandidat, sogar um seinen bürgerlichen Namen musste er kämpfen – was gewisser Ironie nicht entbehrt.

Bleiben also Dominik Wlazny und Amtsinhaber Alexander van der Bellen. Der erstere ist authentisch und hat gute, gesellschaftsrelevante Themen gewählt, betreibt allerdings auch gleichzeitig eine Partei, die Bier heißt – im Land der Turboalkoholiker. Der Amtsinhaber ist reif, schweigsam und erfahren, wirkt aber ein bisschen so, als würde seine Frau lieber Präsident sein anstelle des Präsidenten. Irmgard Griss hätte jetzt gute Chancen. Aber sie winkte schon im Vorfeld ab. Das ist schmerzhaft.

Titelbild: ZackZack

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