Dieses Jahr gab es bereits 28 mutmaßliche Femizide. Mit dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen soll diesem Thema mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Wien, 25. November 2022 | In Österreich ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen auch eine Erinnerung an die Realität von mutmaßlich 28 Femiziden in diesem Jahr. 2021 waren es 31. Seit 2014 hat sich diese Anzahl mehr als verdoppelt. Trotz der allgegenwärtigen Gewalt, der Frauen ausgesetzt sind, werden Frauenhäuser geschlossen und keine wirksamen Maßnahmen zur Prävention gesetzt, beklagen Frauenorganisationen.
“Ausweg aus der Gewaltspirale möglich”
Die Sensibilisierungskampagne „16 Tage gegen Gewalt“, die ab dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen bis zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember anhält, soll nun das Thema ins Zentrum rücken. Im Zuge dessen werden bekannte Gebäude mit orangem Licht bestrahlt. Die Wiener Linien beteiligen sich auch an der Kampagne mit Anti-Gewalt Aufrufen auf ihren Anzeigetafeln. Die Lebensmittelkette „Spar“ will mit Notrufnummern auf Kassenzetteln über Anlaufstellen für Betroffene informieren.
„Jeder Frau muss bewusst gemacht werden, dass ein Ausweg aus der Gewaltspirale möglich ist, sobald Hilfe in Anspruch genommen wird“, sagte Monika Gabriel, Frauenvorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, am Freitag. Es müssten noch mehr Anlaufstellen geschaffen und Informationskampagnen dazu gestartet werden. Wichtig sei vor allem die Gewaltprävention. „Wir benötigen konstruktive Männerberatung, aber auch die Zivilcourage jedes Einzelnen.“
Laut Vereinten Nationen wird alle elf Minuten eine Frau oder ein Mädchen von einem Partner oder Familienmitglied getötet. Laut dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) ist jede fünfte Frau ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Jede dritte Frau wird ab ihrem 15. Lebensjahr sexuell belästigt und jede siebte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr von Stalking betroffen.
Hilfenummern
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, Hilfe und Informationen unter:
- Frauen-Helpline: 0800-222-555 (kostenlos und rund um die Uhr)
- Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser(AÖF)
- Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie
- 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719
- Frauenhaus-Notruf unter 057722
Anlaufstellen für Männer in Krisen- und Gewaltsituationen, Beratung in Krisen sowie zur Prävention und Beendigung von Gewalt in der Familie:
- Männernotruf: 0800 246 247
- Männerinfo: 0720 70 44 00
Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten:
- Telefonseelsorge: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr
(nw/apa)
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