Start News ÖVP-General will »Medien und Justiz auf die Finger schauen«

ÖVP-General will »Medien und Justiz auf die Finger schauen«

26
ÖVP-General will »Medien und Justiz auf die Finger schauen«

Alles andere als besinnlich, war das Weihnachtsinterview des ÖVP-Generalsekretärs Christian Stocker mit dem „Standard“. Teilweise wurde es Sachslehner-eske.

Wien, 27. Dezember 2022 | Christian Stocker übernahm im September nach dem Rambazamba-Abgang von Laura Sachslehner den Posten als ÖVP-Generalsekretär. Bisher hielt sich Stocker mit verbalen Angriffen zurück. Doch in der Woche vor Weihnachten erinnerte er in seinem Umgang an seine Vorgängerin.

Stocker gibt keine Weihnachtsruhe

Einerseits griff Stocker einen „Profil-Journalisten“ an, weil dieser vor Jahren eine SPÖ-Mitgliedschaft hatte und nun im niederösterreichischen Wahlkampf einen Faktencheck über die ÖVP angefertigt hatte. Die Diffamierung wurde unter anderem von „Profil“ und dem „Presseclub Concordia“ zurückgewiesen.

Am 24. Dezember legte Stocker in seiner Rolle als ÖVP-General noch einmal nach. Im Interview mit der Tageszeitung „Standard“ erneuerte Stocker seine Angriffe gegen den „Profil“-Journalisten, auf Rückfrage der “Standard”-Journalisten wurde Stocker allerdings patzig.

Der “Standard” erwiderte, dass „unabhängige Redaktionen selbst in der Lage sind zu entscheiden, welche Themen zu welchem Zeitpunkt von wem bearbeitet werden“, von der ÖVP-Zentrale brauche es da keine Zurufe. Stocker verteidigte die Diffamierung des Profil-Journalisten als seine Meinung und fragte provokant: „Wie ist das mit der Meinungsfreiheit?“ Der Standard retournierte: „Niemand beschneidet Sie in Ihrer Meinungsfreiheit. Aber man wird ja wohl nachfragen dürfen: Beginnen Sie jetzt damit, kritische Journalisten einzuschüchtern?“

“Das grenzt ja an Zensur!”

Erneut schaltete Stocker auf patzig und fragte, ob die Interviewer der Meinung seien, dass „ein Politiker den Medien nicht auf die Finger schauen darf?“ Stocker wurde erinnert, dass er in erster Linie gewählt sei, um „Politik für dieses Land zu machen.“

Stocker drehte nun noch einen Gang höher: „Zu sagen, ich dürfte darüber nicht sprechen, halte ich für einen bemerkenswerten Zugang. Das grenzt ja an Zensur! Auch Politiker dürfen Medien und Justiz auf die Finger schauen.“ In einer Demokratie habe sich jede Institution und jede Staatsgewalt Kritik zu stellen, argumentierte Stocker.

Weihnachtsruhe dürfte bei Stocker wohl nicht eingekehrt sein.

(bf)

Titelbild: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

26 Kommentare
Meisten Bewertungen
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
Zeige alle Kommentare