Die AMA will nach dem jüngsten Tierwohl-Skandal keine groben Missstände in ihren Betrieben festgestellt haben. Es war nicht das erste Mal, dass das Gütesiegel Kritik erntete.
Wien, 03. Jänner 2023 | Nach den Mitte Dezember aufgedeckten, skandalösen Zuständen in einem steirischen Hühnermastbetrieb – ZackZack berichtete – hat die Agrarmarkt Austria (AMA) mehrere unangekündigte Kontrollen durchführen lassen, weitere folgen in den kommenden Wochen. Bei diesen Überprüfungen “lagen weder systematische Abweichungen noch Beanstandungsgründe in Verbindung mit der Tierhaltung vor”, so die AMA über die bisherigen Ergebnisse. Bei “einzelnen Betrieben” bestehe jedoch “Verbesserungsbedarf”.
Verbesserungspotential eingeräumt
AMA-Marketing räumte am Dienstag in einer Aussendung ein, dass “bei einzelnen Betrieben Verbesserungsbedarf besteht, vor allem beim Dokumentationswesen, sowie bei der Sorgfaltspflicht der gemäß AMA-Gütesiegel täglich mehrmals durchzuführenden Stallrundgänge und Einhaltung der Ruhephasen”.
Außerdem kündigte die AMA an, dass sich “das Verhältnis von angekündigten und unangekündigten Kontrollen ändern” soll. Auch soll es mehr Beratungen und Schulungen für die Betriebe geben, um Fehlern bei der Tierhaltung und -betreuung vorzubeugen. “Auch eine stärkere digitale Vernetzung der Daten aller amtlichen und privatrechtlichen Kontrollstellen ist in Arbeit”, so Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing.
Ergeben Kontrollen Abweichungen, werden diese je nach Grad der Verstöße unterschiedlich geahndet. Die AMA-Marketing hat im Jahr 2022 rund 50 Betriebe aus dem AMA-Gütesiegel-Programm ausgeschlossen.
VGT-Video aus Sommer 2022
Kurz vor Weihnachten hatte der Verein gegen Tierfabriken (VGT) Filmmaterial veröffentlicht, das grobe Missstände in einem steirischen Hühnermastbetrieb zeigt. Das Filmmaterial stammt laut AMA vom Sommer 2022.
Die AMA-Marketing schrieb in ihrer Aussendung, sie sei mit Fragen dazu konfrontiert, warum Missstände, die Tierschützern seit dem Sommer bekannt sind, aufgrund der verspäteten Veröffentlichung erst jetzt untersucht werden können.
Kritik an AMA
Der Chef von Rewe in Österreich, Marcel Haraszti, hatte die AMA nach dem Bekanntwerden der miserablen Zustände in einem steirischen AMA-Geflügelbetrieb zuletzt hart kritisiert. “Alle müssen jetzt von der AMA strengere Kontrollen einfordern.” Sich “bei Kontrollen durchschwindeln”, könne nicht sein. “Das ist ein klares Versagen des Kontrollsystems”, sagte der Manager der Billa- und Penny-Mutter.
Greenpeace bewertet das AMA-Gütesiegel als “bedingt vertrauenswürdig”. Es stehe für österreichische Produkte mit höherer Qualität als gesetzlich vorgegeben, bei Tierschutzstandards gingen die Anforderungen aber “nur selten wesentlich über die gesetzlichen Anforderungen hinaus”, schreibt Greenpeace Österreich auf seiner Website.
(pma/apa)
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