Einen eigenwilligen Zugang zur Pressefreiheit legte der Vize-Klubdirektor der ÖVP hin. Die Bezeichnung „Kurz und seine Gang“ sei für ihn „eine unfassbare üble Nachrede“. Der Spott ließ nicht lange auf sich warten.
Wien | Darf man Sebastian Kurz und sein Umfeld als „Gang“ bezeichnen? Für den stellvertretenden Klubdirektor der ÖVP, Philipp Hartig, lautet die Antwort wohl eindeutig „Nein“, wie er am Montag auf Twitter „eindrucksvoll“ darlegte.
“Kurz und seine Gang”
Auslöser des absurdesten Streitthemas, seit der „Grüß Gott/Guten Tag“-Debatte, war ein Tweet des jungen Vorarlberger Nachrichten-Journalisten Maximilian Werner. Werner spielte auf den kuriosen Umstand an, dass nach den Aufdeckungen über die Postenvergabe des Botschafters in Abu Dhabi, Etienne Berchtold, reihenweise ÖVPler ausrückten, um Berchtold zu verteidigen. Dabei verwendete der Journalist auch die Formulierung Sebastian “Kurz und seine Gang“.
So weit, so undramatisch. Dachte man zunächst. Denn der ÖVP-Vize-Klubdirektor sah im Wort „Gang“ wohl eine unglaubliche Entgleisung: „Gehts noch, ‘Gang’? Was ist das für eine unfassbare üble Nachrede? Wenn das eine unbedachte Wortwahl war, lösch das bitte!“
“Da bin ich komplett humorlos”
Werner versuchte Hartig klar zu machen, dass die Bezeichnung „Gang“ beziehungsweise „Bande“ wohl eher nicht unter üble Nachrede fällt. Für den erbosten ÖVP-Mitarbeiter stellte er sogar den Wikipedia-Artikel zur Information bereit, was die Definition des Begriffes sei: “Die Bezeichnung Bande […] stand ursprünglich für eine Gruppe von Menschen, die sich […] versammeln. Umgangssprachlich wird damit eine Gruppe […] bezeichnet, die etwas unternimmt. […] Dafür wird auch der Anglizismus Gang verwendet.”
Doch die Verlinkung der Definition stellte Hartig auch nicht zufrieden und er drohte schließlich mit Klage. Hartig legte Werner den Gang nach Canossa nahe: „Solches Geschwurbel ändert nichts. Du hast u.a. mich als Mitglied einer Gang, also einer Verbrecherbande bezeichnet. Letztmalig daher: Du löscht das jetzt freiwillig oder später kostenpflichtig unfreiwillig. Da bin ich komplett humorlos, lass es nicht drauf ankommen.“
Twitter-Spott kommt in die Gänge
Die eigenwillige Klagsdrohung sorgte im Netz jedenfalls für Spott und Hohn für den ÖVP-Vize. Hier ein paar Beispiele:
Achtung vor der gefährlichen Beethoven-Gang in Wien, die ihr Unwesen treibt.
Alternative Bezeichnungen für “Gang” wurden ebenso angeboten.