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Kocher: Teilzeitarbeit ein “Privileg”

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Kocher: Teilzeitarbeit ein “Privileg”

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) hält nicht viel von Teilzeitarbeit und „Nicht-Arbeit“. Wer nicht Vollzeit arbeitet, könnte bald um staatliche Hilfe bangen müssen.

Wien | In einem „Kurier“-Interview demonstrierte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) erneut seine Bereitschaft, die Sozialleistungen für Geringverdiener zu reduzieren. Wer etwa in Teilzeitbeschäftigung sei, für den könnten, ginge es nach Kocher, Sozialleistungen in Zukunft dünner ausfallen.

Teilzeitarbeit „Privileg“

Arbeitszeitreduktion dürfte nicht auf der Agenda des Arbeitsministers stehen, bezeichnete dieser doch Teilzeitarbeit als „Privileg”. Schon Ende 2021 erntete Kocher massive Kritik für seine Forderung, Frauen sollten mehr arbeiten, ZackZack berichtete. Angesichts der von der ÖVP torpedierten Kinderbetreuungsmilliarde, fiele es vielen Frauen nicht leicht, von Teilzeit auf Vollzeit umzusteigen.

Auch diesmal gab es eine Schelte von AK-Präsidentin Renate Anderl: „Sozialleistungen bei Teilzeit verkürzen zu wollen, bestraft Frauen nur noch mehr dafür, dass sie unsere Kinder großziehen und den größten Teil der Pflege unserer Angehörigen übernehmen. Acht von zehn Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Schon jetzt bekommen Frauen 40 Prozent weniger Pension und erhalten aufgrund geringerer Einkommen auch weniger Sozialversicherungsleistungen.“

„Teilzeitarbeit oder Nicht-Arbeit“

Angesprochen auf die Entscheidung von Müttern, freiwillig Betreuungsarbeit zu leisten, wies Kocher auf die finanziellen Nachteile von „Teilzeitarbeit oder Nicht-Arbeit“ hin.

Wer nicht Vollzeit arbeiten kann oder will, der könnte dem Willen Kochers nach bald Abstriche bei der Familienbeihilfe erwarten. Der Arbeitsminister im “Kurier”: „In Österreich wird wenig unterschieden bei Sozial- und Familienleistungen, ob jemand 20 oder 38 Stunden arbeitet. Wenn Menschen freiwillig weniger arbeiten, dann gibt es weniger Grund, Sozialleistungen zu zahlen.“

„Indiskutabel“

Für AK-Chefin Anderl ist die Kürzung von Sozialleistungen für Teilzeitkräfte jedenfalls keine Option: „Das Kürzen von Sozialleistungen ist weder durchdacht noch zielführend und würde tausende Frauen und ihre Kinder dafür bestrafen, unbezahlte Betreuungsarbeit für die Gesellschaft zu leisten. Es steht auch in völligem Widerspruch zum Ziel der Bundesregierung, die Armut im Land zu halbieren – das Gegenteil wird passieren.“

Titelbild: EVA MANHART / APA / picturedesk.com

Autor

  • DanielPilz

    Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.

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